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gleichnamigen Kirche in Zara. Der sargförmige Behälter ist 2 Meter lang, 1 25 Meter hoch,
0 80 Meter breit und birgt den für unverweslich gehaltenen Leichnam des Heiligen. Das
Äußere und Innere der Arca mit ihrem pnltförmigen Dach ist mit in Silber getriebenen
Darstellungen und entsprechendem Rahmenwerk vollständig bedeckt. Die Darstellungen
beziehen sich theils auf das Leben und die Wunder des Heiligen, theils auf den Anlaß
der Anfertigung der Arca und die Anfertigung selbst. Das mittlere Feld der dreigetheilten
Rückseite enthält eine Inschrift, aus der hervorgeht, daß die Arca im Jahre 1380 im
Auftrag der Königin Elisabeth, Gemalin Ludwig des Großen von Ungarn, von dem
Goldschmied Francesco aus Sesto (im Mailändischen), der nach Zara gekommen und
dort ansäßig war, gearbeitet wnrde. Auf den beiden Schmalseiten ist der Helm des
Königs mit den Wappen Ungarns und des Hauses Anjon zwischen schönen Ornamenten
und darunter einerseits das Wunder, welches die Stiftung der Arca veranlaßte, ander-
seits die Beschwichtigung eines Seesturms durch den heiligen Simeon dargestellt. Die
vordere Schrägfläche des Daches trägt die in einen Mantel gehüllte lebensgroße liegende
Gestalt des Heiligen. Im Wesentlichen zeigt die Arca in ihrem figürlichen und ornamentalen
Schmuck wie iu den Darstellungen baulicher Interieurs italienisch-gothische Formen, doch
macht sich auch iu einzelnen später hinzugekommeueu Ausbesserungen schon die Renaissance
geltend. An Stelle der früher die Arca tragenden Engel, die dem Werthe des Materials
zum Opfer fielen, wurden die gegenwärtigen vier Engelträger 1647 aus Kanonen gegossen,
welche Venedig von den Türken erbeutet und der Stadt Zara geschenkt hatte.
Auf die reiche Thätigkeit, welche seit der Römerzeit in ununterbrochener Folge das
Land mit Bau- und Kunstwerken aller Art in unvergleichlicher Weise schmückte, trat mit dem
Verlauf des XVIII. Jahrhunderts ein Stillstand ein, der von da ab bis in unsere Zeit
kein irgend bedeutenderes Werk zu Tage förderte. Der Rococostil, der Stil des Empire
und der trockene Classicismus haben hierzulande keinen Ausdruck gefunden. Die Kunst-
thätigkeit unserer Tage aber macht sich in Dalmatien vorerst in der beginnenden Würdigung
jenes Vermächtnisses geltend, das dem Lande an Monumenten aller Art überkommen ist.
Mit dem Streben nach Erforschung der alten örtlichkeiten nnd Denkmale geht auch das
Streben nach Erhaltung derselben Hand in Hand. Der erfolgreichen Gründung von
Mnseen iu Spalato und Zara, die geeignet sind, den historischen und Kunstsinn der
Bevölkerung anzuregen, treten die Bestrebungen für die Erhaltung und Restanrirung der
Baulichkeiten znr Seite nnd geben Anlaß zur praktischen Bethätigung und zu eingehendem
Studium der Bau- und Knnstforlneu.
Vieles ist in dieser Beziehung in den letzten Decennien geschehen, das geeignet
war, manches bedeutende Monument dem Lande zu erneuerter Beachtung und Werth-
schätzung näher zu führen. Vor Allem darf dies mit Bezug auf die Kirche S. Douato in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch