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demselben auf dem geackerten Boden nach, während er in der Rechten eine lange, mit
einem eisernen Stachel versehene Ruthe hält, mit der er die Rinder zur Arbeit antreibt.
Die mit diesem Pfluge vollzogene Arbeit ist unzulänglich, da die Erde weder tief genug
aufgeackert, noch umgestürzt wird. In mehreren Gegenden wird auch das Pflugeisen
angewandt, welches die aufgerissene Erdschichte umstürzt; aber auch dieses Werkzeug ist
auf rein empirische Weise verfertigt, so daß weder die Tiefe, noch die Breite der Furche
fest zu bestimmen ist. Es ist an einem beweglichen Karren angebracht, welcher aus zwei
roh coustruirteu Rädern, die nicht einmal mit eisernen Reifen versehen sind, ruht. Diese
mangelhafte Coustruction hat eine ebenso mangelhafte Leistung zur Folge uud macht die
Arbeit sehr mühsam, da der Pflug aus der Furche hinauszufahren strebt uud der Ackers-
mann seine ganze K'raft anwenden muß, um ihn in derselben festzuhalten. Ein Zug von
acht Ochsen, die von mehreren Leuten getrieben werden, schleppt die seltsame Maschine,
welche viel eher in ein Museum gehört als auf einen Acker unserer Zeit. Einige Grund-
besitzer haben sich vervollkommnete Pflüge angeschafft, welche Vorzügliches leisten; aber
diese bilden nur Ausnahmen, während die große Masse sich zu ihrem Schaden des
primitiven Pfluges bedient.
Wenn die Leistungen der Pflüge so unvollkommen als denkbar sind, so sind dagegen
die mit Hane und Spitzhacke ausgeführten Landarbeiten trotz ihrer Mühseligkeit sehr gut
und erwecken Bewunderung für die Muskelkraft, Geduld und Ausdauer unserer Bauern.
Die Fruchtwechselwirthschaft Dalmatiens ist außerordentlich mangelhaft und
ein Hauptgrund der Spärlichkeit der Ernten. Die Fruchtfolge ist entweder zwei- oder
dreijährig; wenn nämlich das Feld gedüngt wird, macht man entweder zwei Körnersaaten
nach einander oder man baut zuerst eine Getreideart und dauu Mais. Wird nicht gedüngt,
so fügt man als dritte Aussaat Gerste, Roggen, Hafer oder eine andere Cerealienart
hinzu. Merkwürdig ist die Gepflogenheit, den Dünger direet auf die Getreidesaat und
nicht auf die ihr vorangehende Pflanze zu geben. Von Hackpflanzen findet in dem Frucht-
wechsel blos der Mais einen Platz; nur Kartosfelu treten zuweilen, und zwar auf
beschränktem Raume, an Stelle des Mais. Eine so unzweckmäßige Fruchtfolge hat, in
Verbindung mit der mangelhaften Beackerung, zur Folge, daß auf dem mit Cerealieu
besäten Boden sich eine große Menge Unkraut einfindet, welches einen bedeutenden Theil
der für das angebaute Gewächs bestimmten Nährmittel in sich aufnimmt und durch feine»
Samen das gewonnene Getreide entwerthet.
In Gegenden, welche, da sie im Winter von Überschwemmungen heimgesucht werden,
keine Herbstsaat gestatten, baut man in: Frühling mehrere Jahre nach einander eine und
dieselbe Frucht, etwa Mais oder wälsche Hirse. Da im Vergleich zum bebauten Lande die
Zahl der Hausthiere eine unbedeutende ist, so findet eine Düngung nur selten und noch
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch