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welchen die Arbeiter sich setzen, um die Frucht vom Stroh zu befreien. Männer, Fraueu,
auch die Greise nehmen an dieser Beschäftigung theil, wobei sie sich Geschichten erzählen
oder Volkslieder singen. Die Maiskolben werden, sobald sie ausgehülst sind, auf einen
Haufen geworfen, um ausgekörnt zu werden. Es ist das eine recht mühsame Arbeit.
Die Männer stellen sich nebeneinander zu dem Kolbenhaufen, jeder einen dicken Stock von
ungefähr zwei Meter Länge in der Hand; sie fassen das eine Ende, heben ihn so hoch sie
können und lassen ihn dann mit aller Kraft auf die Kolben niederfallen. Während diese
sich auskörnen, heben Frauen, die rings herum kuieeu, diejenigen Körner, die etwa noch
in den Strunken geblieben sind, mit spitzigen Hölzchen heraus.
Das Stroh der Cerealieu dient im Winter dem Vieh als Futter. Ein Theil des
Maisstrohs wird verkauft und erzielt, da es zu Matrazen verwendet wird, gute Preise.
Die Landleute der inneren Districte bringen in der Regel den Weizen, einen Theil des
Maises und der anderen Körnerfrüchte zu Markte und nähren sich selbst von Polenta
oder von Brod, das aus einem Gemenge von Gersten- und Roggenmehl mit Hirse- oder
Kukuruzmehl besteht.
Die Kartoffeln nehmen im Fruchtwechsel keine feste Stelle ein. Jede Familie
baut eine gewisse Quantität für den häuslichen Bedarf und nur in einigen Dörfern, wo
der Boden zum Kartoffelbau sich besser eignet, wird dieser in größerer Ausdehnung
betrieben. Man hat verschiedene Varietäten, da der Landmann Dalmatiens im Allgemeinen
nicht die gute Gewohnheit hat, sich einen festen Typus feiner Prodnete auszubilden. Die
Regierung hat vor einigen Jahren die Spielart Lorl^-rose eingeführt, welche sowohl in
Bezug auf Qualität, wie auch auf Ertragsmenge sehr gut gedeiht. Die Kartoffel dieut
ausschließlich als Nahrung für die Menschen. Die Bodenfläche, welche zum Kartoffelbau
verwendet wird, beträgt durchschnittlich 3.306 Hektar mit einer Gesammtprodnetion von
159.520 metrischen Centnern, also im Mittel 48 Metercentner per Hektar.
Kraut wird im Innern Dalmatiens in bedeutenden Mengen gebaut, und zwar
sowohl in Gemüsegärten als auch auf den Feldern; es liefert ein reiches Erträgniß von
ganz besonders angenehmem Geschmack. Die Bauern der Berggegenden bringen einen
Theil davon frisch auf die Märkte, den Rest consnmiren sie frisch oder gesäuert. Die
zur Krantcnltur beuützte Bodenfläche beträgt ungefähr 893 Hektar und trägt beiläufig
81.630 metrische Centner.
Seit einigen Jahren nimmt der Anbau des Pyrethrum oder Chrysanthemum
in Dalmatien einen bedeutenden Aufschwung. Unter den verschiedenen Varietäten dieser
Pflanze, die unter dem Namen „persisches Pyrethrum" allgemein bekannt sind, ist das
k^relkrum cineraiiaekolium das einzige, dessen Blüten eine insectentödtende Substanz
enthalten. Es wächst wild in den Gebirgen Montenegros, Albaniens, der Herzegowina
Küstenland und Dalmatien. 2l)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch