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und Dalmatiens. Die ungeinein hohen Preise, die für diese Bliiten bezahlt wurden,
veranlaßten Versuche einer rationellen Cultur, welche gleich im Aufaug vorzügliche
Resultate lieferten; sie breitete sich zuerst auf den südlichen Juseln Dalmatiens, die sich
dadurch bereicherten, aus, dauu im Gebiete vou Ragusa und Cattaro, und ist jetzt in der
ganzen Provinz heimisch. Vor Allem waren es einige ärmliche Dörfer auf den Inseln,
wo der Boden sich nur schlecht zur Cultur des Weinstocks und der Cerealien eignet,
deren Felder mit Pyrethrum bepflanzt wurden. Die Blüten erzielten in den ersten Jahren
bis 220 Gulden per 100 Kilogramm, so daß in jenen Dörfern an die Stelle früherer
Armuth eine allgemeine Wohlhabenheit trat, welche sich an den Wohnhäusern und an
der besseren Lebensweise deutlich erkennen ließ. Gegenwärtig ist der Chrysanthemum-
Bau auf der ganzen Küste und auf den Inseln verbreitet und wird auch im Innern der
Provinz eingeführt. Die Pflanze liebt leichten, kalkigen Boden mit durchlässigem Unter-
grund. Auch wenn sie zwischen Gestein gepflanzt wird, gedeiht sie vortrefflich, sobald sie
ein wenig geneigten Boden findet. Feuchtes Klima ist ihr nicht günstig, während warme
uud trockene Temperatur ihren Blüten größere Kraft verleiht. Aus diesem Grunde sind
in Dalmatien das Klima und ein großer Theil des Bodens für sie von der denkbar
günstigsten Beschaffenheit, und das dalmatinische Pyrethrum ist gegenwärtig überall
bekannt uud gesucht. Man baut es, iudem man entweder Pflanzen, welche wild im Gebirge
wachsen, umsetzt oder indem man es säet. In einigen Gegenden säet man das Chrysanthemum
direct auf den dazu bestimmten Boden und jätet dann einen Theil der Pflanzen aus.
In gut eingerichteten Pflanzungen wird es zuerst in Pflanzenbeeten gesäet uud dann in
regelmäßigen, durch gleiche Abstünde getrennten Reihen eingesetzt. Das erste Jahr liefert
gar kein Crträgniß, das zweite entschädigt bereits für die bei der Anlage gemachteu
Spesen, das dritte Jahr bringt den vollen Ertrag. Die Blütezeit beginnt im Mai und das
Einsammeln der Blüten findet Ende dieses Monats und iu den ersten Tagen des Juni
statt. Einen reizvollen Anblick bieten die weiten Gefilde, welche, mit den weißen Blüten
bedeckt, ausgedehnten Schneeflächen gleichen. Mit der Ernte sind Männer, noch mehr
aber Frauen beschäftigt; sie tragen an dem Gürtel eiu Säckchen in Form einer Schürze, in
welches sie die Blüten, die sie mit den Händen abpflücken, legen. Die gesammelten Blüten
werden getrocknet und so in den Handel gebracht. Das Erträgniß der Ernte hängt davon
ab, ob man die Blüten unmittelbar, nachdem sie sich geöffnet haben, oder erst, wenn sie
schon ganz offen sind, pflückt; im ersteren Falle haben sie zwar ein geringeres Gewicht,
werden aber im Handel besser bezahlt. Ein anderer wichtiger Factor ist die Boden-
beschaffenheit und die Temperatur. Durchschnittlich gerechnet, kann man für ein regelmäßig
bepflanztes Hektar Landes 111.110 Pflanzen annehmen, welche ungefähr 2.000 Kilogramm
trockene Blüteu liefern. Der Marktpreis der Pyrethrumblüten war großen Schwankungen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch