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unterworfen. In den ersten Jahren, als die Produktion noch eine beschränkte war, erreichten
sie den Preis von mehr als 200 Gulden für den Metercentner; aber in den Jahren 1882
und 1883 wurde der Markt von persischem Pyrethrum und von dem aus Amerika — wo
man ebenfalls den Anbau versucht hatte — kommenden dermaßen überschwemmt, daß die
Preise auf 20 bis 30 Gulden per Centner herabgedrückt wurden. Doch bald brach sich in
der Industrie die Erkenntniß Bahn, daß die Blüte anderer Provenienz eine nur geringe
insectentödtende Kraft im Vergleich mit jener Dalmatiens und Montenegros habe; daher
wandte sich die Nachfrage wieder diesen Ländern zu und die Preise erholten sich merklich.
Der jetzige durchschnittliche Marktpreis kann mit 60 Gulden für 100 Kilogramm getrocknete
Blüten angesetzt werden, so daß die Bruttoeinnahme, welche man aus einem Hektar
erzielt, im Mittel 1.200 Gulden beträgt, ein Ergebniß, welches man durch keinen anderen
Anbau zu erzielen vermag.
Das ragusanische Pyrethrum wird um einen etwas niedrigeren Preis als das aus
den anderen Gegenden Dalmatiens kommende verkauft. Die Lebensdauer der Pflanze,
wenn sie gut gepflegt wird, beträgt zwanzig und mehr Jahre. Die Kosten der Anpflanzung
und Erhaltung hängen vornehmlich von der Beschaffenheit des Bodens und der Art,
wie man denselben zum Anbau fähig macht, ab. Durchschnittlich kann man rechnen, daß
die Spesen vom Augenblick der ersten Anlage bis zum ersten Ertrag sich auf ungefähr
1.000 Gulden für einen Hektar uud die der weiteren Erhaltung und Ernte sich aus
jährlich 200 Gulden per Hektar belaufen. Bisher wurden die Pyrethrumblüten von den
dalmatinischen Producenten in Trieft verkauft und von da aus an die großen Fabriken
Wiens, Berlins, Venedigs u. s. w. versandt, wo man sie mahlt, um aus ihnen das bekannte
insectenvertilgende Pulver zu erzeugen. Jetzt gibt es auch in Dalmatien große, speciell
zum Zweck des Zermahlens und der Bereitung des Pulvers erbaute Mühlen. Das echte
Pulver aus der Blüte des Pyrethrum ist von orangegelber Farbe und desto sicherer in
seiner tödtlichen Wirkung, je feiner es ist. Schon sein Duft ist ein wirksames Mittel
gegen Mücken, Bremsen und ähnliche Jnfecten und zu diesem Zweck wird es in Amerika,
insbesondere bei der Durchstechung des Isthmus von Panama, stark benützt. Aus deu
statistischen Aufzeichnungen für 1889 ergibt sich, daß in diesem Jahre in Dalmatien
1.780 Hektar mit Pyrethrum bepflanzt waren und daß die Produktion 37.710 metrische
Centner betrug. Dieser Ertrag, welcher jetzt infolge zahlreicher Neupflanzungen beträchtlich
gestiegen ist, repräsentirt, zum Preise von 60 Gulden für einen metrischen Centner,
2,262.600 Gulden.
Die ausgezeichnete Güte des Tabaks, der früher nur als Contrebande in Dalmatien
gebant wurde, der Umstand, daß die Qualitäten der benachbarten Herzegowina überall
wegen ihres besonders feinen Aromas geschätzt werden und das Innere Dalmatiens in
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch