Seite - 316 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Dalmatien, Band 11
Bild der Seite - 316 -
Text der Seite - 316 -
316
Cylindern kommen allmälig in Gebrauch. Der Transport erfolgt nach altem Gebrauche,
zum Theil auch wegen schlechter Straßen, häufig in Schläuchen, was sicherlich nicht zur
Güte des Weines beiträgt; auch die Beschaffenheit der Gährungskufen ist zumeist eine
sehr primitive. Sie haben keinen Deckel, lassen daher bei jenem Theil der Schalen,
welcher — von dem Gährungsproceß an die Oberfläche gehoben — mit der Luft in
Berührung kommt, Essigbildung zu. Ausnahmsweise finden sich Enthülsnngs-, beziehungs-
weise Entkörnnngsapparate (sAiÄnatojo) und mit Doppelböden versehene Kuseu; dies ist
besonders bei vermögenden und gut situirteu Grundbesitzern der Fall. Die große Mehr-
zahl der Weinbauer hält indeß theils aus Mangel an Capital, theils aus angeborenem
Widerstreben gegen jede Neuerung an den alten Methoden fest.
Die Behandlung des Weins im Keller liegt bei uns noch sehr im Argen. Noch vor
nicht allzu langer Zeit kam es wohl vor, daß die Fechsung eines Jahrganges zum uicht
geringen Theil verdarb, da der Wein von einem Jahre zum anderen nicht aufbewahrt
werden konnte. Wenn dies jetzt nicht mehr geschieht, so liegt der Grund darin, daß der
Wein bald nach seiner Bereitung, oft sogar noch als Most, an das Ausland verkauft und
verschickt wird, von wo er dann zum Theil unter den verschiedenen Etiquetten von
Bordeauxweinen auch zu uus zurückkehrt. Regierung und Private haben es nicht an
Bemühungen fehlen lassen, das richtige Verfahren in Aufnahme zu bringen; der Erfolg
war bisher indeß nur gering. Mit löblicher Bereitwilligkeit hat insbesondere das Ackerbau-
ministerium für die Belehrung der Weingartenbesitzer Opfer gebracht, um den einzigen
Zweig der Agrarindnstrie Dalmatiens, dessen Prodnet eines Exports in großem Maß-
stabe fähig ist, zu heben; die Resultate haben leider nicht immer den Erwartungen
entsprochen. Die politischen Parteien haben auf die Ernennung der mit der Verbreitung
der betreffenden Kenntnisse betrauten Personen häufig Einfluß genommen. Man übertrug
diese Function nicht selten unfähigen Menschen, welche selbst viel zu lernen gehabt hätten
und insbesondere nur geringe oder gar keine praktischen Erfahrungen hatten. So kam es,
daß die von diesen Leuten nur oberflächlich verstandenen und schlecht dargelegten Methoden,
statt eine Verbesserung herbeizuführen, Mißtrauen gegen alle Neuerungen und in ver-
einzelten Füllen sogar eine Neigung zu Weinfälschungen hervorbrachten. Die private
Anregung brachte auch keiue besseren Früchte. Allerdings entstanden önologische Gesell-
schaften, aber sie lösten sich entweder bald auf oder verloren ihren ursprünglichen gemein-
nützigen Charakter.
Die Weiuproduetiou in Dalmatien ist eine sehr beträchtliche, auch der Export ist
bedeutend, doch ist die Höhe desselben schwer zu ermitteln, da die vorhandenen statistischen
Angaben über diesen Punkt sehr unverläßlich sind. Die von den Communen oder von
Privatleuten gesammelten Daten sind, mit wenigen Ausnahmen, sehr unvollständig und
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch