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Die Nutzung der „Wälder" bestand bis vor zweiDecennien mangels eines eigentlichen
Holzwuchses nahezu ausschließlich in der Gewinnung der Wurzeltriebe und Wurzelstöcke,
wodurch das gelockerte Erdreich dem Abschwemmen nnd den Einflüssen der Bora
ausgesetzt und dadurch die Verkarstung des Bodens herbeigeführt wurde. Selbst die
natürliche Wiederbewaldung wurde hierdurch geschädigt. Ganze Gemeinden waren
genöthigt, zur Deckung ihres Brennholzbedarfes die Wurzeln der ehemaligen Wälder
auszugrabxn, da sie kein Stammholz mehr hatten. Selbst in der Landeshauptstadt wurde
noch vor zwanzig Jahren fast nur mehr Wurzelholz zu Markte gebracht.
Die Ursache des Verschwiudeus der einstigen Wälder ist in der maßlosen Ausnützung
derselben als Weideobjecte, in der mangelnden Stallsütternng und bis in die letzten
Deeennien auch in dem Mangel an jedweder behördlichen Vorsorge für die Waldpflege zu
suchen. Fast ganz Dalmatien war eine Gemeindehutweide, auf welcher Vieh jeder Gattuug
zu jeder Jahreszeit, Tag und Nacht sich aufhielt. Dieses konnte sich während des Winters,
in Ermanglung von Heu, nur von Holzgewächsen nähren. Das kurze Frühjahr genügte
nmsoweniger zur Erholung des Holzwuchses, als die Gräser im Hochsommer infolge von
Hitze und Trockenheit wieder verdorrten. Das junge Holz wurde daher fortwährend
verbissen und, wenn auch hier und da ein Trieb vom Vieh verschont blieb, so wurde er
vom Hirten gefällt, um nicht „nnbenützt" zu bleiben. Der Wald als solcher war in den
Augen der Bevölkerung werthlos. Namentlich war es die ungeheure Menge von Ziegen,
welche jede Erholung des Holzwuchses verhinderte.
Erst das letzte Decennium weist einen erfreulichen Aufschwung der forstlichen
Verhältnisse Dalmatiens auf. Die Ziegen, das Unglück des Forstwesens von Dalmatien,
wurden successive zurückgedrängt und statt der bei den Zählungen in den Jahren 1857,
1869 und 1880 constatirten 424.087, 280.656 und 217.155 Stück existiren dermalen
im Lande nur mehr 169.098 Stück, was in erster Linie der Hebung des Waldes und der
mit Büschen bestockten Weiden zugute kommt, während mit der Verminderung der Ziegen
zugleich die Zunahme des Hornviehes und der Schafe mehr als gleichen Schritt hält.
Besonders erfreulich ist, daß den Maßregeln zur Beschränkung der Ziegenweide in den
Gemeindewäldern seitens der Bevölkerung nicht mehr jener passive Widerstand entgegen-
gebracht wird, der bis dahin alle Schritte der politischen Behörde nahezu vollständig
vereitelt hatte. Es wurden vom Jahre 1874 bis 1890 von der Ziegenweide nach den
Bestimmungen des Laudesgesetzes vom 19. Februar 1873 befreit: 149.146 Hektar Wald
und 247.607 Hektar Weiden. Ferner wurden in Durchführung des Forstgesetzes in
strenge Schonung gelegt 79.937 Hektar Wald und 16.995 Hektar bestockte Hntweiden,
also zusammen 493.685 Hektar, welche durch diese Maßregel im natürlichen Wege der
Wiederbewaldung zugeführt werden, während bis zum Jahre 1874 im Ganzen nur
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch