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Geschäft trat. Eine solche Betheiligung des Capitäns bot auch erhöhte Gewähr für dessen
Eifer in der Verwendung und Ausrüstung des seiner Führung anvertrauten Schiffes.
Aus den Capitänen wurden derart mit der Zeit Rheder und wurden sie älter, dann über-
ließen sie Söhnen und Verwandten die Mühen des activen Dienstes, kehrten in die Heimat
zurück und richteten sich ihr Heim ein. Erste Bedingung war, daß man den freien Ausblick
auf die geliebte und gewohnte See genießen konnte. Auf der Halbinsel Sabioneello, in den
Bocche di Cattaro namentlich häuften sich die Niederlassungen derartiger Männer; es gab
Orte uud es gibt heute noch solche, wo Rhederei und Schiffahrtsinteressen ausschließlich
maßgebend waren.
Wie die Führer, so war auch das Schiffsvolk. Schon zur Zeit, als man noch keinen
höheren Herrn kannte als die venetianischen Signori oder die eigenen Patrizier, widmeten
sich die Bewohner der Küste Dalmatiens der Schiffahrt oder Fischerei, letztere die Vor-
schule der ersteren. Die Möglichkeit eines anderen Erwerbes war durch die Verhältnisse
ausgeschlossen, es sei denn, daß ein herzhafter, abenteuerlustiger Geselle im fremden
Kriegsdienste sein Glück suchte. So vererbte sich von Geschlecht zu Geschlecht seemännische
Tüchtigkeit, der Sohn folgte den Wegen des Vaters. Diese Traditionen wirkten fort, als
die Schiffahrt nun an freierer Bewegung gewann und an Fährlichkeiten verlor. Auch die
Aussicht auf Verdienst wurde viel besser. An Matrosen war zwar kein Mangel, aber
die Rührigkeit innerhalb der nationalen Flagge, der Umstand, daß die kaiserliche Kriegs-
marine Mannschaften heischte, brachten Beschäftigung. Auch gab es immer noch genug
Leute, die auf fremden Schiffen Heuer nahmen und solche sehr leicht fanden, denn der
Ruf ihrer Tüchtigkeit war eben so weit verbreitet als wohl begründet. Der Seemann
unserer Küste ist fleißig, ausdauernd, willig bei der Arbeit und fügsam. Seine Ansprüche
sind billig, seine Lebensführung ist mäßig. Er ist niemals störrig, findet sich leicht in jegliche
Lage, verzagt nicht in mißlichen Verhältnissen, hat Liebe zu seinem Element und viel
Geschick in allen Dingen seines Berufes. Jene Auswüchse, welche sich bei Seeleuten
anderer Länder so oft entwickeln und zur Qual der Rheder und Schiffer werden, kommen
bei unseren Leuten nicht vor. Sie sind nicht roh, haben vielmehr einen Zug der Gut-
müthigkeit, und sind sie einmal von Vertrauen zn dem Führer erfüllt, dann folgen sie
ihm ohne Schwanken.
Wie im Küstenland und in Jstrien so haben sich auch in Dalmatien die Verhältnisse
der Schiffahrt durch die Wandlungen des Materials mannigfach geändert. Die Glanz-
periode der Segelschiffahrt ist vorbei, und wenn das Segel auch immer noch in gewissen
Fällen sich behauptet, so wendet sich doch das Capital immer mehr von dieser Art der
Rhederei, welche einstmals die Quelle reichen Gewinnes war, ab. Nur wird es nicht leicht,
den Dampferbetrieb sofort an die Stelle der Segelschisfahrt zu fetzen. Denn Dampfer für
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch