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Lischereiverhältnisse.
Die Ostseite des adriatischen Meeres ist, besonders Dalmatien entlang, viel reicher
an größeren eßbaren Seethieren als die Westseite, was hauptsächlich dem klippenreichen
und felsigen, mit Vegetation bedeckten Meeresboden zuzuschreiben ist, auf welchem die
Seethiere Zuflucht und Nahrung finden. Die hohen Gebirge längs den Ufern, die den
Meeresgrund uud die Fische vor den Stürmen schützen, und die vielen Süßwasser-
mündungen, die eine Menge nahrhafter Emulsionssubstauzeu mittragen, sind gleichfalls
von günstigem Einfluß auf das Gedeihe» der Meeresbewohner.
In den dalmatinischen Gewässern wird der Fischfang einerseits von den Ein-
geborenen und anderseits von den Chiogiotti (italienischen Fischern aus Chioggia) getrieben.
Beide Gruppen fischen an verschiedenen Stellen und nach verschiedenen Methoden: die
ersteren fast immer iu der Nähe der Ufer auf felsigeu, mit Vegetation bedeckten Gründen,
die letzteren weit ab von der Küste über schlammigen Gründen, überdies auf eine Weise,
welche bei den Dalmatinern gänzlich ungebräuchlich ist — mit einem schweren von zwei
segelnden Booten geführten Schleppnetz, eine Methode des Fischfangs, welche ,pesca
a eocelliu« genannt wird. Für den Fischfang der Dalmatiner ist eine unruhige See
ungünstig, die Chiogiotten bedürfen dagegen einer frischen Brise, damit die Segelbarken
das Netz schleppen können; jene fischen lieber uud besser ohne, diese bei Mondschein, so
zwar, daß das den einen günstige Wetter den anderen Nachtheil bringt. Auch haben die
nämlichen Fischarten in beiden Gebieten nicht denselben Geschmack; besser sind die von den
Dalmatinern gefangenen Fische, weil die Weide besser ist und die Fische infolge der Fang-
methoden weniger leiden. Endlich sind auch die Fischarteu, welchen beide Gruppen haupt-
sächlich nachstellen, nicht die nämlichen.
Für den Fischfang der Dalmatiner hat die Sardelle (^losa saräina) die größte
Wichtigkeit und besteht hierfür sogar ein besonderes Reglement, das Reglement Dandolo.
Dieser Fischfang erfolgt nicht wie in dem benachbarten Jstrien bei Tage mit Senknetzen
(kleU ck'iinbloeeo), indem man die durch Köder angelockten Fische mit dem Netz ein-
schließt, sondern von April bis Oetober des Nachts, wenn der Mond nicht scheint, und
zwar auf zweierlei Art: mit Seukuetzen, genannt, ohne Lockspeise und ohne
Licht oder bei Beleuchtung mit einem großen, Sommer-Tratta genannten Schleppnetz.
Insbesondere auf die letztere Weise zieht man oft sehr reiche Beute aus dem Wasser,
außer Sardellen auch gemeine Makrelen (Lcvmder scorriber), mittelländische Makrelen
(Leomber colius) und Anchoven (knArauIis eneruLiekolus). Diese Fangweise ist indeß
eine ziemlich kostspielige. Sie verursacht während jeder Fischereisaison für Netz und
für Kienholz zur Beleuchtung, ferner für die zahlreiche Mannschaft Auslagen von circa
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Dalmatien, Band 11
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Dalmatien
- Band
- 11
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1892
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.54 x 21.83 cm
- Seiten
- 370
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch