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Aquincum. Unter Hadrian ist es ein Municipium. Unter Septimius Severus erhebt
sich diese äußerste Grenzstadt, welche durch die Donau von der Barbarenwelt des Ostens
getrennt ist, znm Range einer ,eolc»ma". Bis zum Jahre 376 etwa dauert hier die
Römerherrschaft, dann wird die Gegend von Hunnen und Ostgothen besetzt. Diese Nieder-
lassung ist jedoch keine dauernde. Erst im Jahre 568, nachdem auch die Lougobarden
kurze Zeit daselbst gehaust, kommen ständigere Bewohner: die Avaren und unter ihrer
Obmacht slavische Massen.
III. Auch aus der avarisch-slavischeu Zeit ist nur ein Name erhalten geblieben.
Aquincum ist vergessen, der Ort heißt nun Buda. Aus dieser Zeit durste auch der
Name Pest stammen. Die avarisch-slavische Epoche dauert bis zur Einwanderung der
Magyaren im Jahre 898.
IV. Die Magyaren lassen die hier vorgefundenen Namen Buda und Pest bestehen.
Doch begann nothwendigerweise eine neue Epoche für diese Orte. Zum Mittelpunkt des
Landes wnrden sie zwar nicht, doch gediehen beide Städte fort, bis sie im Jahre 1241
durch die Mongolen zerstört wurdeu. In diesem Zeitraum erfährt Alt-Ofeu mehr
Begünstigung als Pest, welches aus eigener Kraft aufzublühen beginnt.
V. Die fünfte Periode hebt nach 1241 unter Btta IV. an. In dieser erringt die
neue Burg Ofen (kuckav-lr) eine beherrschende Stellung den beiden alten Städten gegen-
über. Sie wird zum beständigen Königssitz. Aber anch Pest beginnt sich aus Eigenem zur
großeu Stadt zu entwickeln. Das Emporblühen dauert bis 1526.
VI. Oseu, Pest und Alt-Osen sind türkische Städte. Es ist eine Periode des Unter-
ganges, nicht nur infolge der vielen Belagerungen, sondern auch wegen der türkischen
Vernachlässigung. Dieser Zeitraum währt von 1541 bis 1686.
VII. Die Epoche von 1686 bis 1838 mit stetigem Fortschritt Pests, das seine
beiden Schwesterstädte nach und nach weit überflügelt.
VIII. Die achte Epoche ist die, in der wir leben.
Den mannigfachen Schicksalsschlägen, welche die Hauptstadt betroffen haben, ist es
zuzuschreiben, daß, obgleich Ofen uud Pest alte Städte sind, von ihren Alterthümern so
wenig erhalten geblieben ist und für ihre Geschichte wenig Quellen vorhanden sind. Die
städtischen Archive von Ofen und Pest wurden im Jahre 1241 völlig verwüstet nnd
brannten auch 1526 nieder. Man darf wohl sagen, daß nur aus zerstreuten Blättern und
auf mittelbarem Wege etwas zu erkunden ist. Einzelne Lücken sind durch mancherlei Fabeln
und mitunter auch falsche Urkunden ausgefüllt. Wir sehen hier sowohl von den Märchen
und Behauptungen der Aftergelehrsamkeit als auch vou den falschen Schriftstücken ab.
Von den sieben Perioden, die wir abgesteckt, sind uns die drei ersten nicht hinlänglich
bekannt und auch von der vierten ist in Ermanglung von Denkmälern nur wenig zu sagen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch