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Bald kam Szapolyai selbst, um auf deu Trümmern Ofens zu weinen. Persönlich ließ er
König Ludwig II. in Stuhlweißenburg, wo er gekrönt worden, mit großer Pracht
bestatten. Für deu Winter mußte er, statt iu Ofen zu residireu, mit Gran vorlieb nehmen.
1527. Im Frühjahr hält noch Szapolyai einen Reichstag in Ofen ab; dann, als
die Heere Ferdinands nahen, zieht er sich zurück. Ferdinand begibt sich von Ofen nach
Stnhlweißenbnrg, um sich krönen zu lassen, uud läßt daselbst, als wäre die Bestattung
Ludwigs II. durch Szapolyai nicht in Ordnung gewesen, ein neues Begräbuiß veranstalten.
Nach Ofen zurückgekehrt, läßt er die Güter Szapolyais, als eines Hochverräthers, ein-
ziehen. Davon gibt er, nebst manchem Andern, das Osner Haus Szapolyais den Bathorys.
Dieses Haus stand am heutigen Paradeplatz gegen die Donau hin. Außerdem hatte
Szapolyai noch ein Hans in der Unterstadt am Donauufer. Doch konnte Ferdinand, der
nicht nur Österreich besaß, sondern auch schon im Königreiche Böhmen die Nachfolge
Ludwigs II. angetreten hatte, kein ständiger Bewohner Ofens sein. Er ließ daselbst eine
größtentheils deutsche Besatzung unter dem noch jungen Thomas Nädasdy zurück.
1529. Der Sultan fällt abermals mit einem ungeheuren Heere in Ungarn ein oder
vielmehr, er zieht durch Ungarn gegen Wien. Er betrachtete Ungarn schon als Vasallenstaat,
seitdem zu Anfang 1528 Szapolyai als König von Ungarn mit ihm eiu Bündniß ohne
Bedingung der Steuerzahlung geschlossen hatte. Der Sultan belagert Ofen, das dnrch
die deutsche Besatzung nur lässig vertheidigt wird : schon am sechsten Tage übergibt sie die
Festung, nachdem sie den Commaudanten Thomas Nädasdy in den Kerker geworfen. Der
Sultan ließ die „Lanzknechte", die sich ergeben hatten, nebst vierzig hervorragenden Osner
Bürgern mit mongolischer Unmenschlichkeit niedermetzeln. Nun war Ofen zum zweiten
Male in des Sultans Hand. Aber noch immer nahm er es nicht in Besitz, sondern über-
lieferte es dem König Johann, der es bis an seinen Tod behielt. Nädasdy entkam in der
Verwirrung der Übergabe und ging zu Johanns Partei über. Da ergab sich auch Pest,
das in den Händen der Deutschen war, dem König Johann. Der Sieger that den Ein-
wohnern nichts zu leide, aber trotzdem verließen die Wohlhabenderen die Stadt. Pest hatte
etwa zwei Jahre lang Ferdinand angehört, als es in Szapolyais Gewalt kam.
In diesem Jahre wanderten auch die Nonnen von der Haseninsel endgiltig aus.
1530. Ferdinand entsendet Roggendorf zur Rückeroberung Ofens. In der Festung
befinden sich mit Gritti Z.lXX) Türken außer den Osner und Pester Bürgern und anderen
ungarischen Truppe«. Thomas Nädasdy erwarb sich große Verdienste um die Erhaltung
der Stadt und erhielt dafür von Szapolyai das bedeutende Lehen Fogaras. Roggendorf
zog nach einer energischen Belagerung von fünfzig Tagen wieder ab. Es zeigte sich dabei,
wie schade es gewesen, in den Jahren 1521 und 1526 eine geringe Meinung von der
Widerstandsfähigkeit der Festungen zu hegen. König Johann erhob die Osner Bürger für
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch