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Unterbrechung von 326 Jahren. Die Krönnng wurde mit großein Prunk gefeiert. Das
gesalbte Haupt Seiner Majestät erhielt die Krone des heiligen Stefan in der Hanptpfarr-
kirche der Osner Festung aus den Händen des Ministerpräsidenten und des Primas;
der Schwur und die Schwerthiebe des Königs erfolgten in Pest, ersterer auf dem Platze
vor der Pfarrkirche, der seitdem „Schwurplatz" heißt, die Schwerthiebe auf einem in der
Mitte des Kettenbrückenplatzes aufgeführten Hügel, dessen Erdreich die Comitate des
Landes aus ihrem eigenen Boden beigesteuert hatten, und zwar von Punkten, an die sich
ein bedeutendes geschichtliches Interesse knüpft. So steht der König, wenn er den Feinden
des Vaterlandes mit vier Schwerthieben nach den vier Weltgegenden droht, gleichzeitig
auf dem Boden des ganzen Landes.
Seit 1867 haben Krone und Regiernng, als Organ der letzteren der Rath fiir
öffentliche Arbeiten und die auf der Grundlage vom Jahre 1848 organisirte neue städtische
Behörde einträchtig an der Hebung der Stadt, an der Ermuuteruug und Regelung des
Unternehmungsgeistes gearbeitet.
Es bedürfte eines eigenen Buches, wollten wir uns in Einzelheiteil einlassen. Dort
liegt, als offenes Buch, die Stadt selbst! Die beiden steinernen Quais, die Reguliruug
des Stromes; die Margarethenbrücke und die Eisenbahn-Verbinduugsbrücke; dauu die
zwei Kilometer lange, schnurgerade, breite Audrässystraße, welche würdig ist den Namen
des ersten Ministers der Ära von 1867 zu tragen, des Mannes, der mitten durch ein
Straßengewühl voll verfallener Häuser die Bahn für diese auch von Fremden bewunderte
Straße brach, welche übrigens erst unter den nachfolgenden Ministerpräsidenten, mit
großer Schnelligkeit, ganz ansgebant wurde. All dies ist vom erste» bis zum letzten Stein
durchaus neu und desgleichen die große Ringstraße, welche als großartiger, halbkreis-
förmiger Gürtel vom Nordende bis zum Südende der eigentlichen Stadt, von der Donau
bis zur Douau reicht.
Eiueu weitereu Spielraum gewann die Thätigkeit seit 1872, als die drei Städte
Pest, Ofen und Alt-Ofen sich gesetzlich vereinigten. Das etwas zurückgebliebene Ofen ist
nnn gleichfalls in rascherer Entwicklung begriffen.
Am Anfange dieser Skizze haben wir die Bevölkerung Budapests als das Alluvium
des Verkehrs aller naturgemäß hier zusammentreffenden Landstraßen dargestellt. Jetzt
wird den Lebensadern der Stadt durch Eisenbahn und Dampfschiff von noch mehr Seiten
her noch reichlicher und rascher das Blut zugeführt. Diesen Verhältnissen ist es vor Allem
zuzuschreiben, daß während vor der Entwicklung des Eisenbahnverkehrs die Volkszählung
des Jahres 1851 rund 156.000 Seelen auswies, nach 40 Jahren, 1891, die Einwohner-
zahl Budapests 506.000 beträgt. Drei und ein viertelmal mehr. Pest allein hat sich seit
40 Jahren vervierfacht.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch