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Die Eroberung Pannoniens begann im Jahre 34 v. Chr. unter Angnstns. Dieses
Unternehmen beschäftigte ihn und seine Nachfolger dann unausgesetzt zweihundert Jahre
lang. Um Pannonien zu sicher», eroberte Trajau in zwei großen Feldziigen, 100 bis
107 n. Chr., Daeien. Nnn entstand die neue Reichsgrenze, welche die Donau entlang
von Wien bis Essegg durch eine lange Kette römischer Befestigungen, stehender Lager nnd
kleinerer Militärstationen geschlitzt war. In diese Zeit fällt vermuthlich auch die erste
römische Besiedelung Aquiueums. Jetzt erst gewann dieser Platz Bedeutung als beinahe
unvermeidliche Station des Verkehrs zwischen dem Osten, das heißt Daeien, und dem
Westen. Von 107 n. Chr. angefangen wird ein Unter- nnd ein Ober-Pannonien unter-
schieden. Ptolemäns ist der erste, der um das Jahr 140 Aquiueum nnter den Städten
Unter-Pannoniens erwähnt. Damals war es blos Hadrian machte es 138 zum
municipium, und unter seiner Regierung wnrde wahrscheinlich die legio II. achutnx
dorthin verlegt. Unter Mare Aurel (161 bis 180) war es schon eine bedeutende römische
Niederlassung, so daß die Meilenlänge der Straßen durch die Meilensteine von dort aus,
als von einem Mittelpunkte, gezählt wird. Septimius Severns (193 bis 211) erhob es
zur colonia. Von da an heißt die Stadt Loloma, Leptimii» ^quincum, nnd die dort
stationirte Legion leZio II. Leveiiunu. Valentinian II. wurde durch die Legionen in
Aquiueum zum Kaiser ausgerufen. Bald nachher fegten die Stürme der Völkerwanderung
das römische Reich hinweg, Aqnineum verfiel, selbst sein Name gerieth in Vergessenheit.
Diese wenigen Daten aus der unvollständig bekannten Geschichte Aquiueums
bezeichnen zugleich die Hanptmvmente der dortigen Bauthätigkeit. Zu Anfang des
II. Jahrhunderts standen um das befestigte Standlager her die eunubue, das heißt die
eilfertig gezimmerten Buden der Veteranen und der die Legion begleitenden Marketender.
Zu Anfang des III. Jahrhunderts, als Aquinenm eolomu wurde und die Urbevölkerung
der Niederlassung mit den Fremden der cunabae verschmolz, begann die den römischen
Eroberungen folgende Bauthätigkeit, der es niemals an einem großen Zuge fehlte. Es
entstanden Tempelbanten, ein Forum, eine Basilica, eine Palästra, das Theater und
Amphitheater, die Wasserleitung, Bäder und bequemere Wohnhäuser. Die Ruinen dieser
Schöpfungen der überall eivilifirenden römischen Soldaten und ihrer Gefolgschaft entreißen
nach anderthalb Jahrtausenden den Namen Aquinenms der Vergessenheit, werfen einen
Lichtstrahl auf die Rolle, welche diese Stadt in der Geschichte des Weltreichs gespielt, und
bieten interessante Daten zur Kenntniß der römischen Bankunst iu den Provinzen.
Die Römer hatten unter allen Künsten die stärkste Neigung zur Architektur. Ihre
öffentlichen Bauten machen Epoche in der Geschichte der Baukunst und der Menschheit.
Sie achten ans bequeme Auorduuug, auf Vollkommenheit der Constrnetion und streben
im Allgemeinen nach großartiger Wirkung, während sie der schönen Durcharbeitung der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch