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drin, zur Heizung der Räumlichkeit, wanne Lnft cireulirte. Die Römer nannten dies ein
Hypocaustum. Und im Jahre 1820 stieß man am südwestlichen Ende Alt-Osens, ans dem
sogenannten Königshügel bei der Anlegnng eines Kellers ans eine etwa klafterdicke steinerne
Mauer. Diese soll ein Überbleibsel des Theaters sein. An beiden Stellen machten es die
im Wege stehenden Hänser unmöglich, die Nachgrabungen fortzusetzen. Ferner wurden
1851 uud 1852 auf der Alt-Ofen gegenüberliegenden Werftinsel Reste eines Gebändes
entdeckt, das, wie weitere Forschnngen zweifellos ergaben, eine nnsehnliche Badeanstalt
gewesen ist. Dieser Umstand, svwie Mauerreste, die im Bette des Dvuanarmes selbst
gesunden wurden, gestatten den Schluß, daß das Eiland erst nach der Römerzeit Insel
geworden, früher aber mit dem Festlande im Zusammenhang gestanden sei. An der Stätte
des hentigen Alt-Ofen und der auf der benachbarten Insel befindlichen Schiffswerste stand
also einst eine Stadt, und diese war nach dem Zeugniß zahlreicher römischer Inschriften
Aquiueum. Nördlich davon, in einer Entfernung von etwa 4.000 Meter, entspringen
warine Quellen, welche die Bäder der Stadt mit Wasser versorgten. Der Aquädnet, diese«
charakteristische römische Banwerk, ist znm großen Theil als Banmaterial verschleppt
worden; nur die Stümpfe seiner Pfeiler sind als formlose Steinmassen in langer Reihe
stehen geblieben und einige derselben zeigen noch die Ansätze der Bogen, auf deueu die
Wasserleituugsrittue ruhte.
Etwa 3.000 Meter vou Alt-Ofen gelangt die Pfeilerreihe an eine Stelle, deren
Unebenheit, sowie ganz besonders anch der links von der Landstraße befindliche
„Schneckenhügel" schon längst Aufmerksamkeit erregt hat. An der Flanke des Hügels
standen irgendwelche Bautheile zn Tage, aber mau forschte uicht weiter. Später ver-
anstaltete die Stadtbehörde Ausgrabungen, welche im Herbst 1880 begannen nnd seitdem
alljährlich vier bis süus Woche» laug fortgesetzt werde». Die bloßgelegten Rninen bilden
vier gesonderte Hanptgruppeu, eiue westlich, drei östlich, und zwar ganz nahe au der
Landstraße.
Westlich der Straße befinden sich die Ruinen des Standlagers. Ausgegrabeu siud
bisher uur die beideu Ecken seiner Westmaner, also gerade genug, um erkeuueu zu lassen,
daß seine Länge etwa 500 Meter betragen mochte. In der nächsten Nachbarschaft, am
Fuße des Schneckenhügels, wurden die dicken Grundmauern eines Amphitheaters bloß-
gelegt, welche theils aus Steinquader», theils aus unregelmäßig gefügten Blöcken bestehen.
Sie lassen nicht nnr die Ausdehnung und allgemeine Anlage des Gebäudes geuau
erkeuueu, sondern auch die Art, wie die äußere Umfassungsmauer durch innere und
äußere Streben befestigt war. An der inneren Wand finden sich anch Spuren der sechs
Käfige, in denen die wilden Thiere gehalten wurden und die sich gegen die Arena össnen.
Wie bei jedem Amphitheater, so ist auch hier die Anlage eine elliptische. Die von Ost zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch