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ließ und zu diesem Zweck um zwei Ziegelbrennermeister aus Wien ersuchte. Später war
ihre Tochter Elisabeth, Gemalin Albrechts von Österreich, sodann Katharina, erste
Gemalin des Königs Matthias, nach ihrem Tode die Witwe Johannes Hnnyadis,
Elisabeth, und schließlich Beatrix, zweite Gemalin des Königs Matthias, Eigenthümern!
und Bewohnerin der Königinnenburg. Die Letztere ließ sie abermals umbauen, ohne
Zweifel durch einen italienischen Baumeister. Aus alledem folgt, daß die Königinnenbnrg
im XIV. und XV. Jahrhundert das bemerkenswertheste weltliche Gebäude der Hauptstadt
gewesen sein muß. Die Türken haben sie zerstört. Wir können nur muthmaßen, daß sie
auf dem jetzigen Königshügel gestanden.
Karl Robert besaß eine große Hofburg iu der Festung Ofen neben dem jetzigen
Wiener Thor. Auch das dortige Haus Ludwig des Großen kann kein unbedeutender Bau
gewesen seiu. Der jüngere Bruder Ludwig des Großen, Prinz Stesan, ließ am Südende
des Festungsberges den nach ihm benannten Thurm errichteu, dieses merkwürdige und
gewaltige Bauwerk, das zur königlichen Burg gehörte. Verschiedene Vornehme des Landes
hatten anch unter Ludwig dem Großen Häuser in der Oseuer Festung, aber erst unter
seinem Nachfolger Sigismuud wurde es Sitte, ja nothwendig, daß jeder kirchliche und
weltliche Magnat daselbst ein Hans habe. Dieser Herrscher hat Ofen im wahren Sinne
des Wortes zur königlichen Residenz gemacht. Anch er selbst hielt sich dort häufig und
längere Zeit auf; dort hielt er die Reichstage ab und empfing zahlreiche fürstliche Gäste.
Unter seiner Regierung uahm die weltliche Baukunst in der Hauptstadt eiueu kräftigeren
Aufschwung im Gegensatz znr kirchlichen Architektur der früheren Jahrhunderte; er berief
Baumeister und Steinmetze aus Frankreich nnd entwickelte dadurch die Bautechnik. Die
Königsburg am Südende des Festnngsberges ließ er gegen Norden durch Einbeziehung
eines Theiles des Stadtgebiets bedeutend erweitern, rings mit starken Mauern umgeben,
auf diesen einen bedeckten Gang errichten und dann einen gewaltigen Palast bauen, der
mit einem viereckigen Donjon und noch sechs anderen Thürmen versehen war und im
Gegensatze zur alten Burg schon während des Baues den Namen „frischer" (neuer) Palast
erhielt. Überdies erbaute er vor der königlichen Burg eine dem heiligen Sigismuud
geweihte Kirche und ein Collegiatkapitel.
Die von Sigismnnd begonnenen, aber nicht vollendeten Bauten wurdeu nachher
durch König Matthias zn Ende geführt, der außerdem in der königlichen Burg eine
Kapelle uud mehrere neue Gebäude errichten ließ, alle Jnnenränme mit reichem Schmnck
versah nnd so die architektonische Pracht der Königsburg vervollständigte. Von all dieser
Herrlichkeit ist nichts erhalten. Die schriftlichen und bildlichen Quellen genügen alle
zusammen uicht, um unserer Phantasie ein wenn auch nur annähernd treues Bild der
königlichen Burg zu vermitteln, so wie sie am Ende des XV. Jahrhunderts bestand. Die
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch