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Südportal angebrachte Kirchenstock und der ebenda befindliche Weihbrunnen. Ans dieser
Zeit, 1507, stammen die beiden in die südliche und nördliche Wand eingefügten Pasto-
phvrien des Chores. Beide sind ans rothem und gelblichem Marmor gearbeitet uud reich
ornamentirt; es sind die bemerkenswerthesten Renaissancedenkmäler, die wir besitzen. Die
westliche Stirnseite des Schiffes, sowie die Thürme wurden, da sie durch die Uubildeu
der Türkenherrschaft in Trümmer gesunken waren, zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts
abgetragen und es entstanden das jetzige Schiff mit seinem Tonnengewölbe und die
Fa^ade mit den beiden Thürmen im gesunkenen Barockstil. Bei der nenestens durch-
geführten Restanriruug wurde das Innere des Chores farbig ausgemalt und reich
vergoldet; doch leidet die harmonische Wirkung des bunten Schmuckes unter der großen
Helle, welche durch die Fenster des Schiffes hereinströmt.
Von den Banten der Türken sind uur zwei erhalten: das mit einer Kuppel über-
wölbte, von oben erleuchtete jetzige große Bassin des Blocksbades, von Mnstapha, Pascha
von Ofeu, im Jahre 1556 gebaut, ferner die bescheidene achteckige, von einer Kuppel
gekrönte Moschee auf dem Rosenhügel, die dem im XVI. Jahrhundert gestorbeneu
türkischen Heiligen Gül Baba, dem „Vater der Rosen", als Grabmal dient.
Von der Rückeroberung Gfens bis znr neuesten Zeit.
Die 145 jährige Türkenherrschaft hat Budapest um die Entwicklung der dnrch König
Matthias eingebürgerten Renaissance-Architektur gebracht. Die etwa schou vorhandenen
Renaissancebauten gingen uuter deu Türken zu Grunde, neue kouuteu nicht entstehen, und
so besitzt die Hauptstadt nicht einmal ein Andenken an diese Banperiode. Während hier
die Türken herrschten, machte die Banknnst der westlichen Länder eine große Umwandlung
dnrch. Zur Zeit der Rückeroberung Ofens war allerorten bereits der Barockstil verbreitet.
Allerdings Hütte die Wiederherstellung der gänzlich zerstörten Schwesterstädte reichliche
Gelegenheit geboten, in der damals modernen Bauweise mit dem gebildeten Westen Schritt
zu halten, allein die ungünstigen Verhältnisse des Landes und der Hauptstadt, besonders
aber das gänzliche Fehlen der materiellen und künstlerischen Bedingungen zu größereu
Schöpfungen der Bauherren und Baumeister verhinderten hier jeden Aufschwung des
Bauwesens. Dreißig Jahre nach der Rückeroberung, am Anfang des XVIII. Jahr-
hunderts, begann die Thätigkeit ganz langsam und ausschließlich mit Hilfe von fremdem
geistigen Capital.
Mit der jetzigen Universitätskirche, damals Pauliuerkirche, beginnt die Reihe der
Gebäude von einiger künstlerischer Bedeutung. Ihr Grundstein wurde am 25. Mai 1715
gelegt, doch wurde sie erst 1776 vollendet. Der Raine des Architekten ist unbekannt; aller
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch