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weniger gelungene Thor mit Baleon des Hauses Strickergasse 10. - Nach der Rück-
eroberung der Festung Ofen beschränkte sich die Bauthätigkeit in Ofen, wie in Pest, obwohl
es an reichlicher Gelegenheit und dringendem Bedürfniß nicht fehlte, über hundert Jahre
lang auf das Allernothwendigste. Allgemeine Erschöpfung und in jeder Hinsicht ungünstige
Verhältnisse bewirkten dieses Daniederliegen, dem aber zu Ansang des XIX. Jahrhunderts
ein erfreulicher Aufschwung folgte. Die. linksseitige Zwillingshälfte der Hauptstadt war
schon durch ihre natürliche Lage so begünstigt, daß sie am Anfang dieses Jahrhunderts
mit dem Wiedererwachen des nationalen Geistes sich in größerem Maßstab zu eutwickelu
begann; nicht weniger wichtig aber war es für sie, daß sie das Glück hatte, im Palatin
Josef, der schon 1808 eine Verschönernngscommission bildete, und in Stesan Szechenyi,
der die Stadt zum nationalen Mittelpunkt erhob. Freunde zu gewinnen, die das einfache
Kränierstüdtchen nach dem Muster der modernen Großstädte organisirten und entwickelten.
Am Beginn dieser lebhafteren Thätigkeit ist die den einfachen Formen der elasfischen
.Kunst nachstrebende elassicisirende Baukunst hierhergelangt, die in Frankreich und den
anderen westliche» Ländern die ideenreiche, kühne uud prächtige, aber oft ausschweifende
nnd schließlich verflachte Barockkunst schou um die Mitte des XVlII. Jahrhunderts
abgelöst hatte. Nnn war die Glanzzeit der Wiener Baukunst vorüber, welche so viele
und großartige Schöpfungen hinterließ, daß für den nachfolgenden Classicismns wenig
zn thun übrig blieb, umso weniger, als dort auch die Verhältnisse eine ungünstige
Wendung nahmen. Hingegen bot sich in der nen erstehenden Hauptstadt Ungarns dieser
neuen Richtung der Baukunst ein weites Feld, wenn anch ihre ohnehin schwache Kraft
über Wien noch mehr verwässert hierher gelangte. Ihr hervorragendster Vertreter war
der aus Wien stammende Architekt Michael Pollak, der sich im Jahre 1804 zu Budapest
niederließ und im folgenden Jahre seine Thätigkeit begann, indem er den Bau des alteu
deutschen Theaters am heutigen Giselaplatz nach den Plänen des Wiener Hofarchitekten
Amon ausführte. Auf der Douaufeite dieses Baugrundes begann er bald darauf den 1830
vollendeten Bau der städtischen Redoute; zwischen 1829 und 1835 erbaute er das
Lndovicenm. Dies wareu damals iu der Hauptstadt die bedeutendsten Gebäude elassiei-
sirenden Stils. Das Theater bräunte 1847 ab, seine Manern wurden am Anfang der
Siebziger-Jahre abgetragen nnd an jener Stelle das Haas'fche Zinshaus erbaut; das alte
Redouteugebäude wurde ein Opfer des Bombardements im Jahre 1849; das Lndovicenm
verlor dnrch seinen kürzlich ersolgten Umbau den classieisirenden Charakter.
Von 1837 bis 1847 erbaute Pollak sein künstlerisch bedeutendstes Werk, das
ungarische Nationalmuseum. Der Grundriß desselben bildet ein längliches Viereck: es ist
ein freistehendes, ausgedehntes Gebäude, rings geschloffen, dnrch einen Qnerflügel in zwei
Höfe getheilt nnd hat über seinem ziemlich niedrigen, mehr einem Unterban gleichenden
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch