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Schmuck des Franz Josefsplatzes bildet. Von ihm rührt auch der erste Plau der Leopold-
städter Pfarrkirche her, deren Ban im Jahre 1851 begann. Das dnrch Matthias
Zitterbarth (1835 bis 1840) erbante Nationaltheater war eines der bezeichnendsten
elassicisirenden Banwerke der Hauptstadt, bis es durch seine Umgestaltnng in nenerer Zeit
den ursprünglichen Charakter gänzlich verlor. Matthias Zitterbarth schnf anch (1838 bis
1841), nachdem der durch die Überschwemmung vou 1838 beschädigte Theil des Eomitats-
Hauses abgetragen worden, den Neuban desselben, wie man ihu seitdem zweistöckig und
mit einer Säulenreihe vor der Fa^ade stehen sieht. Franz Kasselik endlich bante das jetzt
sogenannte alte Rathhaus (1844), in dem uns die letzte Vertrocknung der elassicisirenden
Bauweise vor Augen tritt. Es hat nachträglich ein drittes Stockwerk erhalten, wobei die
Fa^ade ihre vom ersten Stock bis zum Hauptgesims reichenden Pilaster, die Attika über
dem Hauptgesims mit den ihr aufgesetzten Statuen, sowie den aus der Mitte der Front
ansstrebenden Thurm behalten hat.
In diesen öffentlichen Gebäuden erschöpft sich jedoch die Thätigkeit der erwähnten
Architekten nicht, und noch weniger geben sie ein vollständiges Bild von der Rolle des
Classieismus im Bauwesen der Hauptstadt. Noch am Ende des vorigen Jahrhunderts
entstauben zwei vorstädtische Pfarrkirchen, deren jede gleichsam die Richtnng für die
zukünftige Entwicklung der linksnfrigen Stadt aussteckte. Die Therefienstädter Kirche
(1794) ist einthürmig und einschiffig, die Josefstädter Kirche (1797) hat zwei Thürme,
aber nur ein Schiff. Beide sind kunstlos clafsicisirende Gebäude. Die gleichfalls elassi-
eifireude, aber künstlerisch kanm bedeutendere Kirche der Reformirten ist 1803, die der
Evangelischen Augsburger Confefsion 1805 erbaut. Unter den Privathänsern verdient
Erwähnung der einstöckige Palast (Seminärgafse 6) des Grafen Franz de Panla Zichy,
dessen Balevn mit einem schmiedeeisernen, noch an Barockkunst eriuuernden Geländer
auf vier glatte» Säulen ruht, während seine Attika mit künstlerisch werthlosen mytho-
logischen Reliefs und Statuen geschmückt ist. Der einstige gräflich Sändorfche Palast,
jetzt Palast des Ministerpräsidenten, ist gleichfalls einstöckig; vor seinem Erdgeschoß
tragen freistehende dorische Säulen den quer durch die ganze Fa^ade ziehenden Balcon:
über den Fenster» des Oberstocks enthalten vertiefte Friese Reliefdarstellungen; in dem
großen Giebelfelde, das die Mitte der Fahnde krönt, verkünden schlanke römische
Ziffern die Dürre der damaligen Knnst nnd das Entstehnngsjahr des Gebäudes (1806).
Michael Pollak erbaute den Palast, Schöne Gasse 6, ehemals dem Grafen Ghöry, jetzt
dem Grafen Geza Szapäry gehörig. Die beiden ganz glatten Fronten dieses Gebäudes
haben gar keinen anderen Schmnck als Reliefs, die in vertiefte fensterbreite Friese
eingefügt find; seine schön gegliederte, säulengetragene Thoreinsahrt jedoch bezeugt, daß
Pollak mittelst der eonstrnetiven Elemente anch ans beschränkterem Ranme Dispositionen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch