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Schwabenberg durch künstliche Leitung reichlich mit Wasser versieht. Verkehrte Welt! Einst
sandte der Schwabenberg Bäche hernieder; heilte fließt das Wasser den Berg hinan.
Chroniken und Ruinen erzählen von der glänzenden Vergangenheit des Osner
Gebirges schon zu jener Zeit, als es „Nyek" hieß. Nicht nur der Thiergarten des
Matthias Corviuus machte es berühmt, sondern auch die Asyle der Andacht, deren Spuren
noch jetzt in Stein und Pergament vorhanden sind.
Der Auwiukel (im Volksmunde „das Auwinkel", ^uglißet) war in halbvergangener
Zeit mehr als „Sauwinkel" bekannt, noch von den Nyeker Wildschweinen des Königs
Matthias her, nnd jener herrliche frische Quell, der mit seinem Wasser einst einen Fisch-
teich speiste, heißt noch jetzt „Saukopf" (Vis?nü5ü). Die Neutaufe der'Ofner Berge
und Thäler wurde auf Verfügung der Stadt in den Vierziger-Jahren vorgenommen; man
stellte damals an jedem hervorragenden Plätzchen ein bis zwei Steinbänke auf, in die
ein von Döbrentei verfaßter Denkfpruch eingegraben wurde; so auf dem Gottesberg:
„Gottesberg hieß einstens dies Stück Land, Gott zur Ehre sei es wieder so benannt", oder
auf dem Feldherrnhügel: „Feldherrnhügel heißt du huudertachtzig Jahr, von dir flog nach
Ofens Burg der Siegesaar". Damals wurde auch der St. Antonsfelsen in Vajdaberg
umgetauft nach dem Dichter Peter Vajda, der dort am liebsten weilte. Gegenwärtig ist der
Auwiukel von den schönsten Landhäusern belebt, die in Zier- und Fruchtgärten stehen. Seine
behaglichen Gasthäuser („Fasan", „Saukopf") gehören zu den beliebtesten der Hauptstadt.
Der ganze Anwinkel mit seinen Nebenthälern, dem Stern- nnd Glockenthal, ist ein Stückchen
Schweiz im Ofner Gebirge, der malerischeste Theil der Umgebungen Budapests.
Von hier führte ehemals ein steiler Waldpfad und führt jetzt eine bequeme Fahr-
straße auf den ragenden I o hann esberg (länoske^x), dessen waldbedeckte, einem Vulkan
vergleichbare Kuppe nur zu Fuß erreicht wird. Einstens stand da oben die Bildsäule des
heiligen Johannes, die dem Berge seinen Namen gegeben; jetzt ist er durch ein hohes,
thurmartiges Gloriet gekrönt, dessen Balcon eine wunderbare Aussicht gewährt, denn zu
Füßen des Beschauers liegt die Doppel-Hauptstadt au beiden Ufern der Donau, darüber
hinaus weitet sich die Ebene des Alföld mit kirchthurmgefchmückten Ortschaften besäet, und
stromabwärts verschwimmt, mit Dörfern gesprenkelt, die Insel Csepel. Im Osten dehnt
sich das Leopoldifeld mit den großangelegten Gebäuden der Irrenanstalt.
Jenseits des Johaunesberges erstreckt sich nach Norden und Westen unendlicher
Hochwald, dessen dnnkler Mantel von Bergrücken zu Bergrücken hinüberwallt. Schattige
Wege führen in ihm nach Mar ia -Einf iede l und Maria-Eichel, zur „Schönen
Schäferin" und dem Panliner-Kloster .
Hier stand von König Karl I. bis zu Ludwig II. ein Kloster dieser Mönche strengster
Observanz, die jeden Tag mit der eigenhändigen Mitternachtsgeißelung begannen (einer
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch