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Freigebigkeit des Erzherzogs Josef ließ diese durch die fachkundige Arbeit des Ingenieurs
Wilhelm Zsigmoudy zu einem der berühmtesten artesischen Brunnen des Eoutiuents
entwickeln. Wir werden sie bei der Besprechung der Budapester Badeanstalten näher zn
würdigen haben. In der Rubrik des Volkslebens gebührt ihr Erwähnung als einer der
anziehendsten Eigenthümlichkeiten der zauberhaften Insel. Aus einer Tiefe von 60 Klafter
sprudelt die Wassermasse zu Tage, welche die Bäder speist, ihr Überschuß aber stürzt als
gewaltiger Wassersall von einer sechs Klafter hohen künstlichen Thnrmrnine hinab in die
Donau, im Sommer nnd Winter, und färbt Ruine und Felsgestein, über die er nieder-
braust, mit tiefdunklem Grün.
Die Margaretheninsel zeigt uus die schönsten Momente des Bndapester Volkslebens
gleichsam in Quintessenz. Darum ueuut man sie die Cameen der Hauptstadt; denn, von
Natur aus schon ei« Edelstein, ist ihr Werth durch künstliche Gestaltung ins Unschätzbare
vervielfältigt worden.
Das am Donau-Ufer.
Am Donau-Ufer regt sich das beweglichste Lebeu Budapests in einem Nebeneinander
verschiedenartigster Elemente. Auf dem Corso, Vvu der Kettenbrücke bis zum Petösi-
Platz lustwandelt die elegante Welt, gibt sich ihre Stelldicheins und hält ihre Plauder-
stündchen (das Fahren ist nicht gestattet); dort zeigen sich die neuesteu Toiletten, auf den
Gehsteigen vor den Kaffeehäuser« und uuter den Akazieu des reizenden Kiosk wird Kaffee
oder Eis genommen und die Zeitung gelesen. Weiterhin aber, jenseits des Eiseugeläuders,
nm eine Stufenreihe tiefer, auf dem breiten Quai , trägt eiu Schwärm muskelstarker
Arbeiter Säcke auf den Schultern, rollt Tonnen, hebt mächtige Gütercollis anf schwere
Lastwagen; athletische Gesellen, bis an Knie und Schultern aufgeschürzt, schleppen zu
Sechsen einen Wollsack dahin, schieben auf Eiseukarreu wohlgepackte Tabaksballen vor
sich her; — nnd um eiu zweites Geländer weiter, wieder nm eine Stnfenslncht tiefer, liegen
die Schwimmschulen, die kalten Bäder, die Boothäuser, denen an heißen Tagen das
Erfrischung suchende Publikum zueilt. Dort findet man die Regatten und Wettschwimmen.
Luxus, Arbeit uud Erfrischung, Alles auf eiuem Bilde gruppirt. Und kreuz und quer über
den blaueu Spiegel der Douau huscht uach alleu Richtungen, sich meidend nnd sich zuvor-
kommend, der Schwärm größerer und kleinerer Dampfer.
Das Bild setzt sich weiterhin als Obstmarkt fort. Uuteu am Quai begiuueud uud
auf dem Pfarrplatze plötzlich erweitert, zieht er sich, mit und ohne Zeltschirme, bis an das
Zollamtsgebäude hinab. Da gibt es Zwiebelschanzen nnd Grünzeugbarrikaden, unglaub-
liche Menge» vou rothem Paprika uud uoch röthere» Paradiesäpfeln, mit Hügelu vvu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch