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Unkenntlichkeit; Glanz, Pracht, Geschmack, Behagen greifen um sich, von Straße zu Straße.
Und all dies eigentlich erst seit 25 Jahren, seitdem die Nation ihrer Verfassung und die
Verfassung ihrer Nation wieder zurückgegeben ist.
Allein nicht nur das äußere Bild der Stadt entwickelt sich in so unerhörten Ver-
hältnissen. Auch der Inhalt ist in rascher und interessanter Umgestaltung begriffen. Die
Provinzstadt wird mit einem Schlage zur Großstadt, die jedes eigenen Charakters
entbehrende Niederlassung wird von heute auf morgen zur nationalen Hauptstadt.
Budapest schmiegt sich mit seinen Häusermassen in zwei einander ergänzenden Halb'
kreisen an die majestätische Donau, symbolisch für das Doppelautlitz Ungarns selbst, mit
seinem Gebirgsland und seinem riesigen Tiefland, das der bergige Theil im Halbkreise
umfaßt. Die Umgegend Budapests ist am linken Ufer des Stromes ununterbrochene
Ebene, am rechten niedriges Gebirge. Der schmale lange Hügelrücken, auf dem die Festung
Ofen erbaut ist, wölbt sich gleich vom Donau-User an empor, so daß dazwischen nur Raum
für eine Straße bleibt. Um diesen ganz isolirten Berg her erheben sich in amphi-
theatralischem Halbzirkel die anderen, ihn überragenden Höhen, bis an deren Fuß die
Stadt sich erstreckt, während ihre Abhänge und hier und da auch ihre Kuppen mit
freundlichen Villeu bebaut sind, blühenden Fortsetzungen der Hauptstadt. Von den Spazier'
wegen aus, welche die Gebäude der Festung beinahe auf allen Seiten umziehen, erschließt
sich eine herrliche Aussicht in die Runde: hinab auf die in Gärten und in der Ebene ver-
schwimmenden Pester Stadttheile und über diese hinaus auf die Unabsehbarkeit des Alföld;
gegen Norden auf die fernher blauenden Waitzner Berge und die Ausläufer des Ofner -
Gebirges, gegen Nordost auf die Hügel- und thälerreiche Gegend des Cserhät; im Westen und
Süden auf die Sommerfrischen der wohlhabenden Bürgerschaft: die Abhänge des Blocks-
berges, den Schwabenberg und Johannesberg, den Josefshügel, den Bergkessel des Leopoldi-
feldes, aus dessen Tiefe ein gewaltiger Bau aufragt, die Laudesirreuaustalt. Zwischen diesem
Thal und der Donau endlich erhebt sich der schöngestaltete Rosenhügel und hinter ihm der
Dreihotterberg (kZärmas-kasÄrke^),nebst den Gruppen der Vörösvärer- und Jenöerberge.
Von unserem Aussichtspunkt aus unterscheiden wir in mehr oder weniger klaren
Linien auch die Gliederung Budapests, das Gewirke vou couceutrischeu Ringstraßen und
speichenartig diese durchschneidenden Avenueu. Die innere Stadt des Pester Theiles ist
vom Halbkreise der inneren Ringstraße umfangen, die von der Donau ausgehend wieder
zu ihr zurückschwenkt, einst der Grenzrain des befestigten Theiles dieser Stadt. Parallel
mit ihr läuft ein zweiter Kreisabschnitt, die äußere Ringstraße, ein neueres Werk der
Stadtregulirung, und bricht im kühnen Halbkreise durch alle Hindernisse der Vorstädte.
Dies sind die peripherischen Verkehrsadern der Hauptstadt, auf der inneren eilen die
Wagen der Pferdebahn, auf der äußeren die der elektrischen Eisenbahn ab und zu. Diese
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch