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Schänken, Zinshäusern, Schulgebünden und Gartenhäusern bestreut, in ununterbrochener
Folge bis Neupest, dieser Colouie von amerikanischem Charakter, die in den Vierziger-Jahren
entstand nnd deren Einwohnerzahl zwischen 1880 und 1890 von 13.000 plötzlich auf
23.000 gestiegen ist.
Rechts davon dehnen sich die Theresien- uud Elisabethstadt und ihre äußeren Gründe
aus mit dem Riesenkörper des Westbahnhofes, dem Thiergarten, Stadtwäldchen, neuen
Rennplatz; weiterhin folgen hinter der Josephstadt die große Anlage und Häusermasse des
Centralbahnhofs, der Kerepeser Friedhof, die Reiterkaserne und ein neuer Villeubezirk:
das Matthiasfeld, hinter Räkosfalva. Noch weiter erscheint Steinbruch (Xödänzsu) — der
zehnte Bezirk der Hauptstadt —, der Orczy-Garteu und die Beamtencolonie hinter dem
Lndovicenm. Schließlich bemerken wir jenseits der Franzstadt das Schlachthaus, mehrere
Fabriken, den in Entstehung begriffenen Volkspark, das Honvedasyl, den Räkospark (alten
Wettrennplatz), Erzsebetfalva, — und hier sind wir im weiten Halbkreise wieder an die
Donau zurückgelangt. Dies sind die Gebiete, von denen die Hauptstadt nach und nach
Besitz ergreift in ununterbrochenem Wachsthum nach auswärts, indem sie den Raum
zwischen ihrem eigenen Körper und den in der Nähe entstandenen Dörfern und Nieder-
lassungen bebaut und bevölkert.
Die innere Stadt Budapests — IV. Bezirk — ist natürlich das kostbarste Stück
Land in Ungarn. Hier wohnt die Creme jeder Classe, die oberen Zehntausend der Industrie,
des Handels, der Behörden und der Privaten. Hier haust die Mode, der Glanz, der
Luxus, insofern das Alles sich in Schaufenstern und an Passanten zeigen kann. Die
Waitznergasse, das alte Herzblatt des alten Pest, steht noch heute ohne Nebenbuhler da;
die Dorotheagasse könnte sich mit ihr vergleichen, wenn sie nicht eigentlich ihre Fortsetzung
wäre, und obgleich sie topographisch schon Leopoldstadt ist, schließt sie sich doch mehr der
inneren Stadt an. In der Waitznergasse sind die ersten, ja mitunter selbst die zweiten
Stockwerke der Häuser noch Geschäftsräume mit Schaufenstern. Sonntag Mittags ist
dies der Corso, im Sommer und Winter; hier mustert sich jene Welt, welche sich in den
Ballsälen, Concerten, Theatern, bei den Rennen und auf dem Eise trifft. Das uämliche
Publikum setzt gegen Abend seinen Spaziergang unter den Akazien des Donauquais fort
uud nimmt im Kiosk vor der Redoute Platz, um seine „Jause" zu nehmen. In der inneren
Stadt befinden sich die beiden Rathhäuser, die Universität, die Universitätsbibliothek, das
große städtische Schulgebäude mit Elementar- und Realschule, das Piaristengymnasinm,
das evangelische Gymnasium, die Schulen der Nonnen. Hier ist die Universitäts-, die
Franciscaner-, Serviteu- und Pfarrkirche, die Kirche der Englischen Fräulein, die serbische,
die griechische und die evangelische Kirche. An der Donau ragen die Standbilder Petösis
und des Dichters und Staatsmannes Baron Eötvös. In diesem Stadttheile befindet sich
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch