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des Museums, sobald nach dem Ankaufe der Eszterhäzy-Gallerie die Landes-Bilder-
gallerie entstanden war, die Pyrker'sche Bildersammlung und alle jene alten Gemälde,
die 1848 aus dem Palatinalpalast und seither durch zahlreiche Scheukungeu ins Museum
gelaugt sind, als Depots für ewige Zeit der Landes-Bildergallerie zugewiesen. Desgleichen
wurden die ungarischen Porträts und die Gypsabgüsse jener plastischen Denkmäler, die
der Antignitätensammlung angehörten, in einer besonderen ungarischen Sammlung, der
Ungarischen historischen Porträtgallerie grnppirt, die jetzt in den nicht hinreichend
trockenen Räumen des Burgbazars ausgestellt ist, hoffentlich aber demnächst eine passendere
Stelle finden wird.
Das Museum, und besonders dessen Antiquitätensammlung, ist also eine große
Vereinigung der besten Quellen für die Culturgeschichte Ungarns; leider gestattet es einst-
weilen der Raummaugel nicht, alle Gegenstände in lehrreicher Weise auszustellen. So sind
die Tausende von Stein- und Knochenwerkzeugen der jüngeren Steinzeit in Kisten auf-
bewahrt und uur eiu kleiner Theil kann zur Schau ausgelegt werde». Kupferne Waffen
und Gerüthe sind in Ungarn zahlreicher ausgegraben worden als irgendwo in Europa;
allenfalls kann die Insel Cypern sich in die gleiche Reihe stellen. Die Sammlung des
Museums an Funden aus der Kupferzeit, über 400 größere Gegenstände, hat denn auch
ihresgleichen nicht, und hier fallen besonders vier schwere zweischneidige Handbeile auf,
wie sie nirgends im Auslande vorkommen. Die Denkmäler der Bronzezeit im Museum
haben längst die Bewnndernng der Archäologen erregt. Als vor zwanzig Jahren der
schwedische Reichsarchäologe (khs antiquur) Hildebrand das Ungarische Nationalmuseum
studirte, schrieb er in seinem Bericht: „Das Land südlich der Karpathen erscheint mir als
das Land der archäologischen Wunder, so groß und überraschend ist dort der Reichthum
der Formen uud so wichtig sind die Ergebnisse, auf die ich dort traf, als ich die Geschichte
der vorgeschichtliche» Cultur Europas studirte!" Die Forscher der Urgeschichte stimmen
darin überein, daß die aus Ungarn stammenden Formen der Bronzezeit, die sich im Museum
befinden, einfacher und ursprünglicher sind als die der westlichen Länder, und daß diese
von hier nach Norden übergegangen sind. Aus dem Anfange der Eisenzeit sind die Gold-
schätze, Bronze-Anhängsel uud Pferdegeschirre überraschend. So erklärt Otto Tischler, der
berühmte Königsberger PräHistoriker, die mit Email verzierten Brouzezügel des Museums
für einzig in allen Sammlungen Europas. Uud die getriebene» Perle» der zu Szärazd
(Tolnaer Comitat) gefundene» goldene» Halskette sind Prachtstücke barbarischer Kunst-
iudustrie bei den Kelten.
Die römischen Denkmäler Ungarns zeichneu sich nicht durch Schönheit aus. Die
Römer besetzten um die Zeit von Christi Geburt die Landestheile jenseits der Donau,
wo sie die Stämme der keltischen Galater fanden; diese erlernten zwar die Sprache der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch