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weckt Antheil, in Sprache und Rhythmus kommt er Vörösmarty nahe. Es ist bemerkens-
werth, daß um diese Zeit die hervorragenderen Begebenheiten der Landeseroberung und
der Landesgeschichte von zahlreichen ungarischen Dichtern behandelt wurden; durch
Erweckung dieser Erinnerungen wollten sie die Nation zur Ausdauer und zur Fortsetzung
des Kampfes mahnen, von dem das Wiederaufblühen des Vaterlandes abhing. Garay war
auf epischem und lyrischem Gebiete gleich thätig und seine Lyrik gewann sich das Publikum
durch patriotischen Ton und rednerisches Pathos. Als aber die im Jahre 1838 gegründete
Kisfalndy-Gesellschast ihre Aufmerksamkeit der Volksdichtung zuwandte und unter dem
Einfluß der nationalen Richtung Vörösmartys die Kunstpoesie immer mehr Elemente aus
den Quellen der Volkspoesie aufnahm, da trat die Literatur in ein neues Entwicklnngs-
stadium und im Geschmack des Publikums ging eine wesentliche Wandlung vor sich. Die
Dichter studirteu die Eigenthümlichkeiten der Sprache, ihre poetischen Wendungen, die
Gesetze ihres Rhythmus, kurz sämmtliche Eigenschaften des magyarischen Geistes in jenen
Sammlungen, deren erste: „Ungarische Volkslieder und Sagen" riepckalvk es
monäük) durch Johann Erdelyi angelegt wurde und neuerdings in Ladislaus Merenyis
„Volksmärchen", Krizas „Wilden Rosen" (Vaärvzsak), Ladislaus Aranys und Paul
Gyulais „Sammlung der Volkspoesie" (llepksltesi F^Hteinen^), Ludwig Kälmäuys
„Szegeds Volk" und „Kränze aus wilden Blumen des Alföld" nepe, kos?oi-ük
a? ^Ikölck vack Nachfolge fand. Die Kenntniß der Volksdichtung öffnete den
Schriftstellern eine ganz neue Welt. Die Volksseele mit ihrem Empfinden und ihrem Ideal,
der Ton ihrer Lieder, der Stoff ihrer Balladen und der Wohlklang eines altererbten
Rhythmus, all das verschmolz nun mit sämmtlichen bisherigen Errungenschaften der
Kunstpoesie; diese gewannen dadurch neue Kraft, Urwüchsigkeit und Frische, sie wurden
an Inhalt und Formen erneuert und entwickelten so die nationale Richtung Vörösmartys
noch weiter, die ihre befruchtende Kraft und heilsame Wirkung an jeder der verschiedenen
Kunstgattungen bestätigt hatte.
In den Dreißiger- und Vierziger-Jahren dieses Jahrhunderts wird die Entwicklung
der ungarischen Literatur so umfassend, die großen Geister, welche die Erbschaft Vörös-
martys antreten, sind so zahlreich, daß unsere kurze Skizze sich bescheiden muß, nur die
hervorragenden Vertreter der einzelnen bedeutenden Kunstgattungen vorzuführen.
In der dramatischen Dichtung kommen schon vor Vörösmarty ganz lebensfähige
Versuche von Andreas Fäy, Josef Gaal, Lorenz Töth und Anderen vor, allein das
Publikum verlangte unter dem Eindruck der romantischen Schule Frankreichs, sowie der
immer lebhafter andrängenden demokratischen Strömung Schauspiele von bewegterer
Handlung und erwartete auch von den Originalstücken, daß sie ihm bieten sollten, was
ihm an den zahlreichen aus dem Französischen übersetzten Stücken so sehr gefiel. In Ofen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch