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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Seite - 315 -
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315 verrohten Volkes, die Jnteressenjagd der Gegenwart, in der Gesellschaft der Zukunft die Vernichtung des Vaterlandes, der Familie und des Individuums und schließlich im elenden Eskimo die tiefste Gesnnkenheit des Menschen. In diesen Scenen macht Adam, als Hauptheld des Gedichts, die Erfahrung, daß alle seine Bestrebungen nichtig sind, weil er ohne die Hilfe Gottes, aus eigeuer Kraft ans Ziel gelangen wollte. Die Schlangen der Verzweiflung nagen an ihm, er will sich tödten, da entdeckt ihm Eva, die ihm als sein Schntzgeist nahesteht, daß sie sich Mutter fühle, und überzeugt ihn dadurch, daß er uuu vergebens sterben würde. Er sinkt vor Gott in die Knie, der ihn wieder zu Gnaden annimmt mit deu Worten: „Ich sagt' es, Mensch: kämpfe und vertraue!" Auch der endliche Mensch hat sein Theil an der unendlichen Kraft Gottes und darum haben wir keinen Grund zum Kleinmuth. Diese ebeuso poetische als tief philosophische Idee klingt uns als erhabene Lehre aus der großartigen Tragödie entgegen, die seit 1883 auch auf der Bühne einen glänzenden Erfolg behauptet. Noch vor Madäch traten einige begabte Anhänger Szigligetis auf (Josef Szigeti, Ludwig Dobsa, Ludwig Köver), deren dramatische Erfindungsgabe und technische Fertig- keit von der Kritik mit Recht anerkannt wird. Szigeti schloß sich der Richtung seines Meisters durch einige gelungene Volksstücke inniger an; die talentvollsten Vertreter dieser Dichtungsart sind übrigens später Eduard Töth (1844—1876) und Franz Csepreghy. Das trefflichste Werk Toths ist „Der Dorslnmp" (^ talu ros2s?a), das Esepreghy's „Das gelbe Fohlen" (^ särxa csikö). Beide wirkten aus der Bühne ungewöhnlich stark durch echt volkstümlichen und dennoch edlen Ton, getreue Zeichnung der Volkstypen, Reichthum der Erfindung und treffliche Eompofition. Unter den neueren Vertretern der dramatischen Dichtung Ungarns erwähnen wir nur Eugen Räkosi, Stefan Toldy, Ludwig Döczi, Ludwig Bartök und besonders Gregor Csiky (1842—1891), welche Bühnenwirkung und poetische Kraft zu vereinigen suchen. Die bleibendste Wirkung unter ihnen hat Csiky gemacht dnrch poetische Sprache, mannig- faltige Erfindung, lebendigen Realismus und große Fruchtbarkeit. Seit Szigligeti gab es keinen, dessen Werke auf der Bühne so oft gegeben wurden als die seinigen. Den meisten Beifall fand er mit socialen Schauspielen. Csiky machte seine Stücke zum Spiegel der jetzigen ungarischen Gesellschaft und stellte alle Figuren („Die Proletarier", „Mnkänyi", „Der eiserne Mann" n. s. w.) mit so scharfer Beobachtungsgabe, mit so zutreffenden, oft sprechend echten Zügen charakterisirt auf die Bühne, daß die Kritik ihn nicht ohne Grund den ungarischen Sardon genannt hat. Seine Hanptkraft lag stets in der Kunst der Charakteristik. Gegen Ausbau und Handlung seiner Stücke hat die Kritik so Manches eingewendet, aber sie war einstimmig darin, daß kein ungarischer Dramatiker die Schwächen der menschlichen Natur treffender und sicherer gezeichnet hat als Csiky, daß einige seiner
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Band 12
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (3)
Band
12
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.49 x 21.91 cm
Seiten
626
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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