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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Seite - 318 -
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318 Wirkung jedoch machten seine in den Fünfziger- und Sechziger-Jahren entstandenen patriotischen Elegien und Oden, wie: „Der Vogel an seine Jungen", „An den Storch", „Auf der Puszta", „Der alte Diener", „In der Grnft", „Der Falke", „Der heimliche Kranke", „Der neue Simeon" u. s. w. Durch diese Gedichte suchte Tompa der Nation Glauben und Hoffnung einzuflößen oder durch das niederschmetternde Wort des stummen Schmerzes und quälender Selbstanklage seine patriotische Trauer zu erleichtern. Nach 1849 zweifelte er am Leben uud Fortbestande der Nation und sein Gram brach in die Worte aus: „ wir sinken, nichts nns hält, Gelöster Garbe gleich dies Volk zerfällt...!" Mitunter schlägt seine sanfte Träumerei in hohem Pathos empor oder sein grimmer Zorn wird zuletzt wieder weich. Meistens aber flüchtet er zur Natur, um Linderung zu suchen; hier findet er geeignete Gegenstände, an die er sein Denken knüpfen, in die er seine Ideen fassen mag. So wurde er der Vertreter jener allegorischen Poesie, die nach 1849 fast zwanzig Jahre lang die ungarische Literatur beherrschte. Auf diesem Gebiete übertrifft ihn Niemand, mag er nun den ersterbenden Seufzer der niedergeworfenen Nation singen oder die schmelzende Klage des neu gelabten Herzens, welches Hoffnung sucht und im wiedergestärkten Selbstvertrauen sich zu beruhigen wünscht. Seine Allegorien haben das seltene Verdienst, daß sie Bilder voll Leben und dennoch von geheimnißvoller Färbung sind, aus denen die ganze Innerlichkeit des hochgehenden Gemüths zu uns spricht, mit solcher Kraft und so erschütternden Zügen, wie sie nur der bewußte Künstler an seine Stoffe zu wenden hat. Selbst durch die Verschleierung hindurch wirken sie mit lyrischer Unmittelbarkeit und sprechen, obgleich nur Bilder, zum Herzen. Diese Allegorien versenken uns in eine Art edler und wohlthuender Schwermuth, wie übrigens auch Tompas patriotische Elegien und Oden im Allgemeinen, welche zwar nicht immer hinreißen können, allein Herz und Geist mit einer eigenen Weihe anhauchen. Die lyrischen Gedichte Tompas gehören zu den hervorragendsten poetischen Schöpfungen der Trauerzeit nach 1849 und sind, mit Ausnahme einiger Prachtstücke Johann Aranys, die gediegensten und werth- vollsten Schätze der ungarischen Literatur dieses Zeitraumes. Wie Tompa der Lyriker der Zeit nach 1849, so ist Alexander Petöfi der unver- gleichlich charakteristische Ausdruck der Jahre vor 1848 mit der Rastlosigkeit ihrer sturm- drohenden Gährnng und den kühnen Hoffnungen der zum Kampf geführten Nation. Er ist der größte lyrische Dichter Ungarns, der sich uugescheut mit den ersten Lyrikern der Welt- literatur messen kann. Der Zauber seiner Poesie wird nicht wenig gehoben durch den stürmisch bewegten Lebensgang des jungen Dichters, seine abenteuerliche Jugend, eine romantische Liebe, eine erstaunlich rasche Entwicklung, seine lebhafte Mitwirkung an den Bewegungen von 1848—49 und schließlich den Tod auf dem Schlachtfelde (31. Juli 1849).
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Band 12
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (3)
Band
12
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.49 x 21.91 cm
Seiten
626
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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