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Um dieselbe Zeit kam auch in Siebenbürgen, gleichsam als Echo der Ofner Unter-
nehmung, die Bewegung zu Gunsten des ungarischen Schauspiels in Schwung. Dort
finden sich bereits im XVII. Jahrhundert Spuren von Theatervorstellungen. Im
Jahre 1696 erhielt der Schauspieler und Theaterschriftsteller Georg Felviuczy von
König Leopold I. bereits die Spielconcession für ganz Siebenbürgen und Ungarn. Etwa
70 Jahre später wird erwähnt, daß 1765 im Palast der Gräfin Georg Bansfy zu
Klausenburg eine ungarische Dilettantenvorstellung stattgefunden habe. Als bahnbrechend
hat also jene Bewegung zu gelten, welche durch die Ofner Unternehmer im ganzen Lande
und so auch in Siebenbürgen zum Durchbruch kam. Georg Aranka drang in seinen
„Zeichnungen" auf die Begründung einer ungarischen Schaubühne; sein Plan wurde von
den Ständen angenommen und dem obersten Regierungsstuhl vorgelegt. In Klausenburg
trat eine begeisterte Schar zusammen und, nachdem die Erlaubniß von oben erfolgt war,
gingen die vier Geschwister Fejer (Johann, Stesan, Alexander und Rosalie) an die
Organisation. Die ersten, die sich anschlössen, waren: Josef Värady-Koncz, Johann
Gynlai-Säska, Paul Gidosalvi-Janesö, die Schüler des Collegiums zu Nagyeuyed, später
Johann und Josef Kocsi-Patkö, Stefan Öri-Filep, Michael Verestöi, nnter den Damen
Therefe Keszegh, Susanna uud Amalie Jauö, Anna Järdos (spätere Frau Adam Läng)
und Therese Bajkö.
Am 11. November 1792 begannen sie ihre Vorstellungen mit dem Stück: „Heimliche
Abneigung". Sie hatten weit mehr Glück als ihre Collegen in Ungarn, denn sie fanden
vom Regierungsstuhl angefangen in sämmtlichen Schichten der Gesellschaft Anklang und
Unterstützung. Ihr materieller Erfolg war indeß trotzdem keineswegs glänzend, uud
ohne die Spenden einzelner Magnaten wäre ihre Existenz auch dort nicht gesichert
gewesen. Die Familien Wesselenyi, Bethlen, Banffy, Teleki, Jösika, Thoroczkay machten
sich durch ihr gutes Beispiel um die Begründung der Schaubühne verdient und das
Bestreben, diese zur Landesangelegenheit zu machen, hatte soviel Erfolg, daß schon am
27. September 1803 der Grundstein zu dem Bau des ständigen ungarischen Theaters
gelegt wurde. Da indeß bis 1811 kein Reichstag zusammentrat, später aber die vom
Reichstag bewilligten 100.000 Gulden durch die Entwerthuug des Geldes auf 16.000
zusammenschmolzen, ging es mit dem Bau sehr langsam und das Theater konnte erst am
11. März 1821 eröffnet werden. Bis 1806 wurde die Truppe durch Baron Nikolaus
Wesselenyi erhalten, dann sandte er, theils um ihre künstlerischen Fortschritte auch in
Ungarn zu zeigen, theils weil schließlich auch er der vielen Opfer müde war, einen Theil
der Gesellschaft unter der Führung Michael Ernyis nach Debreczin; der andere Theil zog
später unter Alexander Szacsvay und Franz Sebes nach Großwardein, Tokaj, Miskolez
und Erlan mit der Verpflichtung, am 1. November 1807 wieder in Klausenburg zu sein.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch