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Parodien und Volksstücke thätig), Maria de Caux (später Fran Läszlö, noch später
Frau Döria, gleichfalls in Volksstücken thätig und als dramatische Sängerin nachmals
auch im Ausland geschätzt), Benjamin Egressy (der sich um die Pflege und Entwicklung
der ungarischen Musik, namentlich des Volksliedes große Verdienste erwarb, auch Opern-
texte verfaßte und übersetzte), Sigmund Joöb, späterhin Karl Benza (vorzüglicher
Baßbnffo) und Karl Köszegi (durch 50 Jahre ausgezeichneter Bassist der ungarischen
Oper); unter der Leitung des Kapellmeisters Franz Erkel brachten sie immer bessere
Opernvorstellungen zustande. Im Jahre 1840 wurde der Tenorist Jgnaz Bognär an die
Oper engagirt; er wirkte später viele Jahre lang als Chordirigent und schrieb sehr beliebt
gewordene ungarische Musik zu vielen Volksstücken. 1845 wurde der vortreffliche Tenor
Karl Wolf, nachmals Farkas, engagirt und 1846 Coruelia Hollösy, diese liebenswürdige,
mit einer herrlichen Stimme begabte Sängerin, welche alsbald „die Nachtigall der
Nation" genannt und als solche der Gegenstand allgemeiner Liebe nnd Hochachtung
wurde. Nach ihrer Ausbildung in Italien trat sie zuerst als Linda auf, an der Seite der
berühmten Alboni, die den Pierrotto sang. Dem so verstärkten Personale schloß sich 1847
Rosa Csillag an und ein Jahr später kam Franz Steger, beide gewaltige Talente,
welche schon nach wenigen Jahren an Wien verloren gingen und, als sie wieder zurück-
kehrten, nur noch Stimmruinen waren.
Auch mehrere Originalopern gelangten zur Aufführung. Bis zur Eröffnung des
Nationaltheaters hatte sich nur eine ungarische Oper, „Belas Flucht" von Ruzitska,
auf dem Repertoire erhalten, und auch diese war mehr ein Singspiel, wie sie damals in
Deutschland beliebt waren. Die erste Originaloper, Andreas Bartays „List" (<üsol), wurde
1839 aufgeführt, aber mit sehr geringem Erfolg. Besser gefiel die erste Oper Franz
Erkels, „Maria Bätory", die sich lange auf dem Repertoire erhielt. Sie wurde zum
ersten Mal am 8. August 1840 gegeben, an welchem Tag auch das bisherige „Pester
ungarische Theater" den Titel „Nationaltheater" annahm. In demselben Jahre sah
man Josef Szerdahelyis komische Originaloper: „Feenheim in Ungarn", in der die
schönsten Volkslieder benützt sind. Am 10. Mai 1843 wurden die Arbeiten, welche auf die
Preisausschreibung für die Komposition von Vörösmartys „Szözat" eingelaufen waren,
öffentlich zu Gehör gebracht und Benjamin Egressy blieb Sieger; am 2. Juli 1844 hörte
man Franz Erkels Musik zu Kölcseys „Hymnus". Diese beiden wurden die Festgesänge
der Nation und ihre bald begeisternde, bald trostreiche Andacht erklingt noch jetzt in guten
wie in schlimmen Tagen von Millionen Lippen. Am 27. Januar 1844 gelangte Erkels
„Hnnyady Läszlö" zur ersten Aufführung, diese populärste ungarische Oper, die noch
jetzt zu den beliebtesten Werken des Opernrepertoires gehört. Die Partien der Elisabeth
Szilägyi und Maria Gara sind auch von fremden Sängerinnen für Gastrollen in Ungarn
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch