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Mitglied der königlich ungarischen Oper, Sigmund Hajos, Zögling der ungarischen
Schauspiel- und Gesangschule, nur anfangs am Nationaltheater, bald aber im Ausland
thätig und namentlich in Italien beliebt, von wo er nur Trümmer seiner mächtigen
Tenorstimme zurückbrachte, um sich nach kurzer Wirksamkeit zur Ruhe zu setzen. Auch
zwei hervorragende ungarische Tänzerinnen gehören diesem Jahrzehnt an: Emilia
Aranyväry und Irma Rotter, die ihre Ausbildung dem trefflichen Balletmeister
Friedrich Campilli verdankten. Die Zahl der Originalopern vermehrte sich um Karl
Hubers „Szeklermädcheu" und seine Operette „Flotte Kumpane", Alexander Erkels
„Esobäncz", Michael Mosonyis „Schön Jlonka", Franz Erkels „Bank-Ban" und
„Georg Dözsa", August v. Adelburgs „Zrinyi". Unter den ausländischen Gästen erregten
die Viardot-Garcia und Desiree Artöt das meiste Interesse.
Ein hochwichtiges Ereiguiß war es, daß Seine Majestät der ruhmreich herrschende
König sich über die künstlerischen und materiellen Verhältnisse des Nationaltheaters Bericht
erstatten und zur Sicherung derselben eine jährliche Unterstützung von 60.000 fl. anweisen
ließ; diese Subvention wurde, den mit den Jahren wachsenden Bedürfnissen entsprechend,
von Zeit zu Zeit erhöht und beträgt gegenwärtig 210.000 fl., wovon 160.000 fl. der
königlichen Oper, 50.000 fl. dem Nationaltheater zugute kommen. Die Wirkung dieser
materiellen Hilfe steigerte sich noch durch die moralische Unterstützung, deren Ihre
Majestäten während ihrer Aufenthalte in Budapest durch häufigen Besuch der Vor-
stellungen das Nationaltheater theilhaftig machten. Und hier ist es unsere Pflicht, noch
eines anderen, für das Schauspielwesen hochwichtigen Ereignisses und im Znsammen-
hang damit abermals der auf Alles sich erstreckenden Huld Seiner Majestät des Königs
zu gedenken. In diesem Jahrzehnt, anfangs Januar 1864, wurde die ungarische
Schauspielschule eröffnet. Was Graf Stefan Szechenyi für den Anfang der Theater-
gründung gehalten, worauf die Pester Comitats-Aktiengesellschaft im ersten Jahr
nach der Eröffnung hiugestrebt hatte, was die größte» Schauspieler, und besonders
Gabriel Egressy, so oft laut gefordert, das konnte erst jetzt zustande kommen. Graf Leo
Festetich war der erste Director. Vom heutigen Personal des Nationaltheaters haben
schon zwei Drittel in dieser Anstalt ihre erste Ausbildung erhalten. Gegenwärtig ist
sie mit der königlich ungarischen Mnsikakademie vereinigt und das Doppelinstitut heißt:
„Königlich ungarische Landes-Musik- und Theaterakademie". Director ist der Eomponist
Edmund Mihälovics. Die Professoren sind theils Mitglieder des Nationaltheaters und
der Oper, theils Musik- und Gesangslehrer von gutem Ruf, ja europäischem Namen.
Von 1862 bis Ende 1869 war Samuel Raduötfay Intendant des National-
theaters, das ihm eine Stiftung zur Unterstützung armer Witwen und Waisen von
Künstlern verdankt. Nach seinem Tode beschäftigte sich das königlich ungarische Ministerium
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch