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Die Protestanten haben aus dem XVI. Jahrhundert drei Codices überkommen:
der eine ist der Batthyäny'sche, die beiden anderen gehören der Hochschule zu Särospatak;
von allen dreien besitzt die Bibliothek der Akademie Abschriften. Toldy hatte seinerzeit die
Codices im Allgemeinen irrthümlich den katholischen zugezählt, was um so leichter
geschehen konnte, als sie keine Titelblätter haben; anderseits weiß man, daß Luther das
römische Rituale und die damit verbundenen Gesänge beibehalten hat. Dafür bedarf es
keinen weiteren Zeugen als das gedruckte Graduale des siebeubürgischen Bischofs Stefan
Geleji-Katona, das aus den erwähnten Codexen zusammengestellt ist. In demselben Jahr-
hundert hatten die Protestanten viele geistliche Dichter, deren Werke ohne Melodien
erschienen und sich höchstens auf die Weise irgend eines allgemein bekannten Gesanges
beriefen. Sie waren dazu gezwungen durch den damals sehr kostspieligen Notendruck und sie
durften es thun, weil dem Volke die betreffenden Melodien geläufig waren. Doch hatte
dieses Verfahren auch immer schädliche Folgen, denn es gingen auch solche Melodien
verloren, die wahrscheinlich von den Textdichtern selbst herrührten. Sie mögen sich dem
Stile Tinödys angeschlossen haben, wie auch aus einem Gesänge Sztärais hervorgeht, der
in einer katholischen Sammlung erhalten geblieben. In den Cancionalen von Szelepcsenyi
und Kisdi wurden nämlich mehrere protestantische Gesänge belassen (von denen noch die
Rede sein wird), darunter von Sztärai der XXII. Psalm sammt Singweise. Die Autorschaft
ist bezeugt durch die Anfangsbuchstaben der Strophen, ans denen man (mit Ausnahme des
vielleicht dnrch spätere Änderung hineingekommenen kl der neunten Strophe) den Namen:
3/^1'^kl^I ÄII(Ii)^V herausliest. Dieser Reformator war ein Zeitgenosse Tinödys. Er
stndirte besonders in Padna, der Hochschule der Lautenvirtuosen. Er war an verschiedenen
Orten Geistlicher, am längsten in Tolna und Debreczin. Er ist ein ausgebildeter Künstler nicht
nur in kirchlicher, auch in weltlicher Musik. Wir geben hier die Melodie des XXII. Psalmes:
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Sich be-rüh-met sehr in
I-xen äi-ess - Sei- ner See - len, jeg-lichs
I>I - keden min - äsn kiv Treu-en Chri-sten Bild zu
L6-p6 sein,
den.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch