Seite - 390 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Bild der Seite - 390 -
Text der Seite - 390 -
390
Nachdem wir über dieses einzige, auf die Entwicklung der Kunstmnsik bezügliche
Beispiel berichtet, könuen wir anch hinsichtlich der Drucke nichts thnn, als ein gleichfalls
einziges Beispiel anführen, das, in Anbetracht der Kostspieligkeit der Drucksachen zu jener
ungünstigen Zeit, vermuthlich ohne Concnrrenz geblieben ist. Unter solchen Verhältnissen
konnte den Ausfall nur eiu Dichter decken, den die Sorge um das liebe Brot nicht plagte,
der unabhängig seiner Musikleidenschaft leben konnte und bei der Herausgabe seiner
Werke nicht vom hohen Clerns oder dem geschästsmäßigeu Verleger abhing, sondern aus
den seinem Rang entsprechenden reichen Mitteln frei schöpfen konnte. Mitten in der
stürmischen Zeit zn Anfang des XVIII. Jahrhunderts steht ein solcher ungarischer Magnat,
der Palatinus Fürst Panl Eszterhäzy, als einziger Vertreter der kunstmäßigeu Kirchen-
musik in Ungarn. Der fürstliche Eomponist nnd Herausgeber wollte, iudem er seine Werke
drucken ließ, vielleicht auch seine» eigenen schriftstellerischen Ehrgeiz befriedigen, jedenfalls
aber war er als starke Säule der Kirche nicht minder von der Überzeugung durchdrungen,
daß er in jener öden Zeit auch der Sache feiner Religion nützen werde, und dazu war er
durch den Gehalt seiner Werke wohl berechtigt. So veröffentlichte er denn seine Schriften
vermischten Inhalts unter dem Titel: „Harmoniu Laelestis, seu Ueloäiae Nusieae
Oeeursuin tntius anni miludemiae ack usum ^lusieorum auttiore ?aulv Lacri
klomani Imperi^ prineipo ^storas 6e Lalanllm, kteFni HunAuiiae ?ulatinc>, ^nnc»
vomini ^IIXÜLXI. (Ohne Ort)." Der glänzend ausgestattete Foliobaud von 302 Seiten
hat außer dem obigen noch zwei Titelblätter; das eine enthält ein Bild mit der Dar-
stellung der himmlischen Harmonie, das andere das Eszterhäzy'sche Wappen mit der
Devise: ,k>ro veo, kiego et ?atria". Den Inhalt bilden 55 Solo-, zwei-, drei- und
vierstimmige Gelegenheitsgesänge mit verschiedenartiger Instrumental-, Orgel-, ja selbst
Orchesterbegleituug. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß das Werk, obgleich für den
allgemeinen Gebrauch (ack usum musicorum) bestimmt, nicht in den großen Verkehr
gelangen konnte, da der Fürst durch seinen am 26. März 1713 zn Eisenstadt erfolgten
Tod an dessen Verbreitung verhindert wnrde. Die Harmonia L!aelestis zeichnet sich,
bei ihrem inneren Werth, auch noch durch das Magyarische des Stils aus. Ihre schönen
Lieder wären noch jetzt genießbar. So beispielsweise ein Wiegenlied niit Begleitung
von zwei Violinen uud Orgel, als Schlummerlied Marias an der Wiege des Jesus-
kindes gedacht. Wegen seiner Länge sei hier nur eine Probe, der Anfang der Melodie,
mitgetheilt:
- tles, - su» Win a - mn - re, lu - is pa - ve
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch