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wurde die Entwicklung der nationalen Musik zur Kunstmusik erst in den Zwanziger-Jahren
allgemein, als zu Klausenburg, wo das erste ständige ungarische Theater gebaut ward,
unter dem Schutze der siebenbürgischen Aristokratie die ungarische Oper entstand, deren
erstes Product: „Belas Flucht", die erste ungarische Originaloper, daselbst 1823 auf-
geführt wurde. Der Compouist war Josef Ruzsicska, Kapellmeister des Klauseuburger
Theaters. Das Libretto hatte der Schauspieler Johann Kocsi-Patkö verfaßt, nach Kotzebnes
Schauspiel „Die Tataren in Ungarn", dessen ganzen Text er beibehielt und nnr hier und
da Soli, Duette und Terzette, Chöre und Ensemblesätze einstreute. Der Text ist zwar
schwach, doch gefiel die Oper trotzdem, insbesondere wegen einiger Lieder, wie
„Humiia stöhnet zertreten.
Es weint der betrübte Magyar",
und
„Meine Ahnen, ach, sie gaben
Diesem Trauerheim viel Helden",
die in ihrer Art so gelungen und kernmagyarisch waren, daß sie hier und da noch jetzt zu
hören sind.
Bald darauf schrieb Josef Heiuifch, gleichfalls Klauseuburger Kapellmeister, die
zweite ungarische Originaloper auf den Text des Dramas: „Matthias' Königswahl"
von Ladislaus Szeutjöbi-Szabö. Einen größeren Aufschwung nahm die Oper, als 1837
das ungarische Theater zu Pest eröffnet wurde, wo bald auch sie ein Heim fand. Nun schrieb
Andreas Bartay, damals Director des Theaters, Vater des obeu erwähnten Eduard
Bartay, die dritte ungarische Oper: „List", welche im Jahre 1838 aufgeführt wurde.
Doch gehen diese drei ersten Opern kaum über mehr oder weniger erfolgreiche Ver-
suche hinaus. Die erste wirklich gelungene Oper ist Franz Erkels „Maria Bäthori", zwei
Acte, Text von Benjamin Egressy. Sie wurde am 8. August 1840 mit großem Beifall
aufgeführt. Franz Erkel kann also mit Fng als der Schöpser der ungarischen Oper bezeichnet
werden. Er hat sich unvergeßliche Verdienste erworben, indem er ihr den Weg und die
Richtung wies, um neben der italienischen, französischen und deutschen Oper zu bestehen.
Seine zweite Oper „Ladislaus Hunyadi", vier Acte, Text von Egressy, wurde am
27. Januar 1844 aufgeführt. Sie fand noch mehr Beifall, denn sie ist überreich an
schönen Einzelheiten. Die Onverture, die weihevolle Kirchenscene, der charakteristische, in
ungarischem Stile gehaltene Tranermarsch, das Gebet und die Ausbrüche Elisabeths sind
hervorragende Partien von echt dramatischem Puls. Hervorzuheben ist noch das berühmte
Orchesterstück „Schwanengesang" im Stil der alten Palastmusik; es hat für die ungarische
Musik classischen Werth. Erkel setzte auch (1845) die Musik zur Nationalhymne: „Gott
segne den Ungar".
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch