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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Seite - 415 -
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415 die keineswegs Alles umfaßte, was im kunstgeschichtlichen Interesse hätte ausgestellt werden sollen. Mancherlei alte Reisebeschreibungen, die Tagebücher und Aufzeichnungen fremder Reisenden wissen des Rühmens kein Ende, wie hoch das Leben entwickelt gewesen, wie prächtig die Paläste und Kirchen, die Säulenhallen und Gärten, anch die Feste an den Königshöfen der Anjons, sowie später Sigismnnds und zuletzt König Matthias des Gerechten. Wie ein Märchen klingt all das angesichts der Öde, welche jetzt die Königs- burg zu Visegräd umgibt, oder der dem vorigen Jahrhundert entstammten Steinprosa, die sich auf der Stätte des „frischen" (neuen) Palastes zu Ofen breit macht. Indeß, das Gedächtniß der längst verschollenen Herrlichkeit ist durch glaubwürdige Bücher bezeugt. Wir meinen nicht die Berichte der Chronisten, sondern, als handgreiflichere Beweise, die wenigen Überreste der Ofner Bibliothek des Königs Matthias, diese unvergleichlich prächtigen Pergamentcodices der Corvina, die, von den besten Künstlern der italienischen Renaissance mit feinen Miniaturen geschmückt, gleichfalls bezeuge», daß ihr Sammler wirklich jener weise und mächtige, classisch gebildete und über seine Zeit hinausgewachsene Fürst war, an dessen glänzenden Hof die Fürsten des Westens ihre Söhne schickten, um sie ritterlichen Geist und Anstand lernen zu lassen. Der Schatz, den der kunstliebende König an Bildern, Statuen und Lnxnsgegenständen jeder Art in der Ofener Burg gesammelt hatte, ist spurlos dahin, zum unberechenbaren Verlust der nationalen Cultur- geschichte. Nach Matthias' Tode und der Schlacht bei Mohäcs folgte ein verhängnißooller Niedergang des öffentlichen Lebens und 145 Jahre türkischer Unterjochung erstickten den nationalen Fortschritt im Feuer und Blut, zum Ruin selbst jener Landestheile, die den Verwüstungen der fanatischen Eroberer entgangen waren. In den oberen Comitaten, wo das türkische Schwert nicht hinreichte, in den durch gewerbfleißige ausländische Colonisten zu einiger Blüte gelangten Städten und deren Umgebung finden sich noch jetzt die meisten Kunstdenkmäler, nach denen die Cultur des Laudes bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts sich beurtheilen läßt, aber auch dort riß der Faden dieser Entwicklung in dem Nacheinander von dynastischen Kämpfen und Bürgerkriegen alsbald ab und es folgten neue Jahrhunderte des Stillstandes. Und auch in diesen Gegenden ist fast nichts unbeschädigt erhalten. Alles mußte vou Grund aus erneuert werden, vom Kaschaner Dom, diesem in Ungarn einzig dastehenden Meisterwerk des gothischen Stils angefangen bis zn dem alten Dorfkirchlein, dessen ursprüngliche interessante Form man in der Regel ans der Verballhornung durch allerlei späteren Umbau Herausbuchstabiren muß. Auch vom Typus der mittelalterlichen Wand- malereien Ungarns hätte man keinen Begriff, wären nicht durch Zufall an der Wand einer alten Kirche in diesem oder jenem unbedeutenden Dörfchen unter der abgekratzten
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Ungarn (3), Band 12
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Ungarn (3)
Band
12
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1893
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
15.49 x 21.91 cm
Seiten
626
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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