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(seine „Frohnleichnamsprocession" ist im II, Bande dieses Werkes wiedergegeben). Auf der
Grundlage älterer Erfolge bestehen noch in Ehren Julius Agghäzy (sein Bild: „Wäsche-
rinnen" siehe im II. Bande) und Otto Baditz, der erst kürzlich aus dem Münchener
Künstlerkreise wieder Heimgesiedelte, der in der Wahl seiner Stoffe mehr Erfindungsgabe
zeigt und in einigen sehr geschickt durchgeführten Werken auch durch tiefere psychologische
Auffassung zu iuteressireu weiß. („Engelmacher", „Verhör", „Am Pranger".) Geza
Peske und Ladislans Kimnach haben sich durch gemüthliche Scenen aus der dörflichen
Kinderwelt, Jgnaz Roskovics durch einige gelungene Typen von jungen Bauernweibern
beliebt gemacht (zwei derselben: „Kleiner rother Apfel" und „Auf dem Melonenfeld" sind
im unseren! I., beziehungsweise II. Bande zu finden). Außer der Sorgfalt der malerischen
Durchbildung legen sie — gleich Ludwig Kares ay und Emerich Revesz — großes
Gewicht auf den erzählenden, anekdotischen Inhalt, in dem jedoch empfindsame Züge
seltener vorkommen.
Dem älteren Begriffskreise des volksthümlichen ungarischen Lebensbildes dient noch
der Zigeuner als wichtige Ergänzung, mag er nun als Volksmusiker, Lehmziegelarbeiter,
Nagelschmied oder Holzschnitzer in den Erdhütten am Dorfende Hausen oder in größeren
Karawanen das Land durchstrolchen, eine Schindmähre vor dem Karren, der seine Brüt
schleppt, bis er für die Nacht auf freiem Felde ein Stegreif-Lager aufschlägt, — immer
stellt dieser fremde Volksstamm mit dem absonderlichen Typus, den halbnackten Jungen
und den in bunte Lappen gehüllten verschmitzten Kartenaufschlägeriunen in seiner
durchtriebenen Weise und seinem unendlichen Cynismus eine ganz besondere exotische Welt
dar, die dem Maler an allen Ecken und Enden interessanten Stoff zu Studien bietet. Auch
sind sie von den Künstlern gründlich ausgebeutet worden. Alt und Jung kehrt gelegentlich
gern zu ihnen zurück, die in früherer Zeit einem Barabäs, Johann Jankö, Paul B öhm,
in neuerer einem Bihari, Kacziäny und noch Anderen zu manchem gelungenen Bilde
verholfen haben, ganz besonders freilich dem Johann Valentiny, der sie beständig,
gleichsam fachmäßig verarbeitet.
Neuerdings beginnt die heimische Sittenmalerei sich auch dem Soldatenbilde zuzu-
wenden. Einige Maler haben schon am bosnischen Feldzuge theilgenommen, die Mehrzahl
freilich nur ihr Freiwilligenjahr gemacht. Geschadet hat ihnen das nicht, vielmehr genützt,
wie die von Jahr zu Jahr wachsende Zahl militärischer Scenen auf den Ausstellungen
beweist. Meist sind diese hübschen Erinnerungen des Pinsels humoristisch geartet, wie bei
Bihari, Eoruel Herczl („Die Mollinarys haben nicht ihres Gleichen"), Heinrich Papp
(„Der 1. October") und Julius Basch. Ernsteren Stimmungen begegnet man bei
Ladislaus Pataky, Ladislans Kimnach, Anton Tahi, Emerich Greguss und Theodor
Feledi.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch