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treffliche alte Johann Jankö, ein ungarischer Gavarni, der einst, wie so mancher seiner
Genossen, beim ungarischen Genrebilde anfing, um dann durch die Verhältnisse und
seine humoristische Begabung fast ausschließlich Illustrator zu werden. Seit etwa 30
Jahren beherrscht er dieses Feld nnd versorgt noch immer sämmtliche Witzblätter, alle
komischen, humoristischen und satirischen Erzeugnisse der ungarischen Literatur mit jenen
scharf charakterisirten, höchst urwüchsigen Caricatureu, die im ganzen Lande hoch geschätzt
werden. Diese Federzeichnungen von charakteristischer Feinheit sind bereits ein Bedürfniß
und Hausschatz der ungarischen Lesewelt geworden und haben ihrem Urheber eine große
Beliebtheit eingetragen. So lange Jahre her und wohl auch jetzt noch steht er in diesem
Kunstzweige fast ohne Nebenbuhler da. Den Illustrationen der ernsteren Richtung haben
sich jüngere Kräfte gewidmet. Nennen wir nnter diesen Paul Vägo, Ärpäd Feszty,
Jgnaz Roskovies, Julius Häry, Ladislaus Pataky, Ludwig Rauscher, Robert
Nadler , Bela Späuy i , Gustav Mannheimer , Johann und Emerich Gregnss,
Ladislaus Gyula i , Matthias Jautyik, Baron Ladislans Mednyänszky, Bela
Benczür, Theodor Dörre, Ladislaus Kimnach, Karl Cserna, die, wie noch manche
Andere, mit Geschick und zum Theil mit höherem Talent zur Charakteristik den Fortschritt
der Graphik in Ungarn bekunden.
Ergänzend gesellen sich zu dieser Kunst die Stecher, ob nun die Grundlage der zur
Vervielfältigung bestimmten Zeichnung eine Stahl-, Kupfer-, Holz- oder Steinplatte sei.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war dies hierzulande eine fremde Kunst. Heute hat auch sie
schon ihr sicheres Asyl, ja ihre Pflanzschule, nämlich eine staatliche Lehranstalt zu Budapest,
die in den Rahmen der königlich ungarischen Kunstgewerbeschule eingefügt ist; hier werden
die beiden Hauptzweige der vervielfältigenden Kunst: Kupferstich und Holzschnitt systematisch
und mit befriedigendem Erfolge gelehrt. Engen Doby und Gustav Morel l i sind die
Professoren, beider Name hat einen guten Klang, auch im Ausland, auf dessen inter-
nationalen Ausstellungen ihren Werken nngetheilte Anerkennung und verschiedene Aus-
zeichnungen zutheil geworden sind. Doby hat seine bedeutenderen Kupferstiche theils im
Auftrage des königlichen Obersthofmeisteramtes, theils in dem des ungarischen Landes-
vereines für bildende Kunst ausgeführt (die Krönung Seiner Majestät, nach Engerths
Gemälde; Reiterporträt Laudons, nach L' Allemand; Bilduiß Seiner Majestät, nach
Moriz Thau u. s. w,). Unter More l l i s Leitung steht auch jene eigene Werkstätte, aus
der, ausschließlich von der Hand ungarischer Holzschneider, sämmtliche Illustrationen der
ungarischen Bände der „Österreichisch-Ungarischen Monarchie in Wort und Bild" hervor-
gehen. Doch können die einheimischen Anstalten und Unternehmungen noch nicht allen
vervielfältigenden Künstlern ausreichende Beschäftigung bieten, so daß mehrere in hervor-
ragenden Kunstanstalten des Auslandes ihr Können verwerthen. Treffliche Kupferstecher
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch