Seite - 480 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Bild der Seite - 480 -
Text der Seite - 480 -
480
extracte und Gemüsekonserven erzeugen und ihre Gäuselebercouserveu bis nach Ostindien
versenden. Bierbrauereien gibt es in der Hauptstadt drei, alle mit zweckdienlichen
Kellern versehen. Auch au einer exportfähigen Champagnerfabrikation fehlt es nicht,
und zwar an einer nach dem französischen System der natürlichen Gährnng eingerichteten;
dasselbe gilt von der Cognacfabrikation, die jedoch den immer steigenden inländischen
Bedarf noch keineswegs deckt.
Bedeutend stellt sich in der Hauptstadt die chemische Industrie dar. Dann gibt
es: zwei großangelegte Farbstofffabriken; eine Fabrik von Theerprodncten, welche
völlig nach dem neuesten Stande der Wissenschaft eingerichtet ist und die zu verschiedenen
Industriezweigen erforderlichen Prodncte herstellt; eine Leimfabrik, eine Kunstdünger-
fabrik, eine Steariufabrik mit vorzüglichen Artikeln, mehrere Ölfabriken und einige
große Fabriksanlagen für Parfnmerien und pharmaceutische Artikel. Neben dem
Franzstädter Bahnhofe ragen zwei große Petroleumraffinerien empor, deren gewaltige
Reservoirs schon von weitem auffallen und die das Rohmaterial über Finme und Predeal
aus Rußland und Rumänien beziehen. Diese und die Fiumaner Raffinerie versehen nicht
nur einen großen Theil des Landes mit Petroleum, sondern treiben auch einen bedentenden
Ausfuhrhandel nach Ost und West.
Das zur Beleuchtung der Hauptstadt erforderliche Gas wird durch drei Fabriken
geliefert; die auf dem Neuen Marktplatz wurde 1856, die Ofuer zehn Jahre später und die
auf der Soroksarerstraße 1874 erbaut. Nichts läßt die reißend schnelle Entwicklung der
Hauptstadt deutlicher erkennen als der Gasverbrauch; im Jahre 1860 betrug er
1,753.000, 1870: 4,415.000, 1880: 8,178.000 und 1890: 18,511.000 Kubikmeter,
obgleich neuerdings auch die elektrische Beleuchtung sich Raum geschafft hat. Die Beleuch-
tung begann 1856 mit 856 Straßen- und 9.148 Privatflammen; 1890 gab es schon
8.546 öffentliche und 138.261 Privatflammen. Die durchschnittliche Zahl der Arbeiter
übersteigt 800. Diese Gasfabriken prodnciren überdies Coaks, Theer, schwefelsaures
Ammoniak u. s. w.
Eine ansehnliche Industrie bildet noch der Schiffsbau. Außer der Altofner
Schiffswerfte der Douaudampsschifffahrtsgesellschaft gibt es noch zwei größere Werften,
bei dem Nenpester Hafen und nächst der linksnfrigen Gürtelbahn; sie haben in letzter Zeit
eine bedeutende Capitalvermehrung erfahren und sind in der Lage, die Schiffahrt, deren
Wichtigkeit mit der fortschreitenden Regnlirnng des Eisernen Thores wachsen wird, mit
Dampf- und Schleppschiffen, eisernen Schleppern, Dampfkesseln, Ketten, Ankern n. s. w.
zu versorgen. Die auf den Budapester Schiffswerften und in einer dortigen Maschinen-
fabrik erzeugten Ketten und Anker sind auch im Auslande sehr begehrte Artikel. Die
Werfte der Donandampfschifffahrtsgesellschaft allein vermag jährlich 25 neue Schiffe zu
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch