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Wo einst die Ankunft des ersten, primitiv gebauten Dampfbootes die Bevölkerung
von Pest und Ofen in Erstaunen versetzt hat, dort wiegt sich jetzt ei» ganzer Schwärm
prächtiger, mit vollstem Comfort ausgestatteter Personendampfer auf den Wellen und
hält den Personenverkehr zwischen den Donanstädten und deu Uferländern dieses Stromes
in Gang.
Und doch haben seither auch die Eisenbahnen Budapest in das Netz des Welt-
verkehrs hineinbezogen. Große internationale Linien berühren Budapest. Die nach den
verschiedenen Landestheilen führenden Eisenbahnlinien gehen strahlenförmig von der Haupt-
stadt aus. Alle diese Linien sind durch die liuksufrige und die rechtsufrige Gürtelbahn
untereinander uud mit den Budapest umgebenden Industrieanlagen, alle zusammen aber mit
dem ein systematisches Ganzes bildenden Eisenbahnnetz verbunden.
Die älteste Eisenbahn Budapests, die für den Verkehr so wichtige Linie über
Marchegg nach Wien nnd hinab nach Berciorova, ist nun auch schon in den Besitz des
ungarischen Staates übergegangen, und auf sämmtlichen Linien der Staatsbahnen hat
infolge des eingeführten billigen Personentarifs ein gesteigerter Verkehr mit den näheren
Umgebungen der Hauptstadt, wie mit den fernsten Städten des Landes und zugleich auch
mit dem Auslande platz gegriffen.
War Budapest auch früher schon das Mekka des Uugars, so ist es dies noch mehr
seit der Herabsetzung der Eisenbahn-Fahrpreise nnd jenem denkwürdigen 1. August 1889
geworden, an dem das Zonensystem in Wirksamkeit getreten. Waren doch die Bevöl-
kerungen vieler Gegenden des Landes bis dahin durch die hohen Fahrpreise der Eisen-
bahnen thatsächlich von der Hauptstadt ihres Vaterlandes abgeschnitten! Jetzt ist diese
Reise selbst den ärmsten Classen ermöglicht. Es ist der Mühe werth, die vollgepfropften
Bahnzüge zu sehen, welche tagtäglich in die Bahnhöfe der ungarischen Staatseisenbahnen
einfahren und aus den Thälern der Waag und Neutra, aus den nördlichen Comitaten,
dem Alföld, den siebenbürgischen Theilen, dem Lande jenseits der Donau und den Süd-
gegenden Tausende von Reisenden mitbringen. In solchen Stunden werden bereits sowohl
der Ost-, als auch der Westbahnhof (früher Eentralbahnhof genannt) zu eng, obgleich
beide in den größten Verhältnissen erbaut sind. Es ist eine förmliche Menfchenflnth, die
sich bei Ankunft uud Abfahrt der Züge um die Bahnhöfe staut. In der That, am ganzen
Zonensystem — dieser epochemachenden Neuerung, die auf dem Gebiete der Personen-
beförderung ein bleibendes Denkmal Gabriel Barofs' bildet — war es einer der
glücklichsten Gedanken, daß Budapest als Landeshauptstadt auch zu einem wirklichen
Brennpunkte gemacht wnrde. Es verlohnt sich, zu beobachten, welche Volksschichten der
billige Personentransport mobilisirt hat. Abgesehen von den Slovaken Nordungarns,
welche zu Tausenden in der Hauptstadt Beschäftigung fnchen und hier finden, kommen »m
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch