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linken Donauseite, Werke der Neuzeit. Auf der Ofner Seite hielt es nicht schwer, diese
Quellen zu finden, denn sie verriethen sich als natürliche Springbrunnen selbst; die arte-
sischen Brunnen auf der Margaretheninsel und im Stadtwäldchen konnten nur auf Grund
genauer Kenntniß der geologischen Localverhältnisse erbohrt werden.
Zur ersten Gruppe der Thermen gehören, nach Josef Szabo, die lauwarmen
Quellen, die sich im Weichbilde Ofens befinden. Nimmt man die beiden Quellen von
Bekäsmegyer dazu, so zählt man im Gebiete nördlich von Altofen deren fünf. Davon ist
nur die der Pulvermühle verwerthet, welche das offene Becken des „römischen Bades"
speist. Diese lauwarmen Quellen haben eine Temperatur von 20 bis 24 Grad Celsius.
In 1000 Gewichtstheilen Wasser finden sich 0 48 bis 0 68 Theile fester Stoffe. Das
„römische Bad" wird mit der Zeit gewiß eine beliebte Sommerfrische des hauptstädtischen,
wie des Provinzpublikums werden. Seine Umgebung ist nicht ärmer an Naturschönheiten
als die des Elisabeth-Salzbades; auch bildeu die Spuren einer fernen Vergangenheit,
die Ruinen Aqnincnms, einen Anziehungspunkt.
In der zweiten Gruppe stehen die Jnselthermen. Das jetzige Publikum kennt davon
nur eine, die der Margaretheninsel, deren Brunnen ein Meisterwerk Wilhelm Zsigmondy's
ist. Die Bohrarbeiten begannen am 21. December 1866 und waren schon am 14. Mai 1867
beendigt. Die übrigen heißen Quellen, die sich auf der zwischen dem Nordende der
Margaretheninsel und dem Pester Ufer gelegenen „Bade-Jnsel" befanden, sind durch die
Reguliruug der Donau sammt der Insel unter Wasser gerathen. Behanene Marmorblöcke,
die man auf der Bade-Jusel gefunden, deuten darauf hin, daß dort Bäder bestanden haben.
Josef Szabö bestimmte am 16. November 1856, als das Wasser der Donau 4 Grad
Celsius hatte, die Temperatur der 11 Quellen mit 41 Grad Celsius. Diese Quellen sind
noch immer vorhanden; auch friert die Donau über ihnen niemals zu.
Der Brunnen der Therme auf der Margaretheninsel ist 118 5 Meter tief, sein Wasser
hat eine Temperatur von 43 3 Grad Celsins und 1000 Gewichtstheile Wasser enthalten
nach der Analyse des Universitätsprofesiors Karl Than 0 8856 Theile fester Stoffe. Das
Wasser ist schwefelhaltig und eigenthümlicherweise kommt der Schwefel darin in der Form
von Carbouyl-Sulphid vor. Die Margaretheninsel ist Eigenthum des Erzherzogs Josef, der
sie mit fürstlichem Aufwand und Geschmack in einen der schönsten Parks der Hauptstadt, ja
des ganzen Landes verwandelt hat. Die Insel liegt mitten in der Donau, fern allem Straßen-
geräusch, ihre Luft ist staubfrei, ihre Wohnungen bieten Eleganz und Comfort, ihre
schattigen Spazierwege sind breit und rein gehalten, überall erfreut das frische lebens-
kräftige Grün eines üppigen Pflanzenwuchses, der den Sinn mit neuer Lebenshoffnung
erfüllt. Ein reizvollerer Rahmen für eine Mineralquelle ist kaum denkbar. Die Gebäude
der Insel enthalten 300 Zimmer, die aber der Nachfrage nicht mehr genügen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch