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Einer dritten Gruppe wären die der Margarethenquelle zunächst liegenden soge-
nannten Josefsberg-Thermen zuzuweisen. Ihre Temperatur und Zusammensetzung ist
überaus verschieden. Der Wärmegrad schwankt zwischen 17 und 61 Grad Celsius, die
Menge der festen Bestandtheile zwischen 0 62 und 1 08 vom Tausend. Diese Wässer sind,
wie die bisher erwähnten Thermen, alkalisch-erdige Wässer mit kaum noch wahrnehmbarem
Schwefelgehalt. Interessante Beobachtungen lassen erkennen, daß die Thermen am rechten
Ufer der Donau mit einander zusammenhängen. Als im Jahre 1819 das königlich
ungarische Ärar bei der Wiederherstellung der Kaisermühle den am Fuße des Josefsberges
befindlichen Teich ableiten ließ, sank der Spiegel der warmen Quellen im Kaiserbad wie
im Königsbad, und da die Arbeiten mehrere Monate anhielten, machte sich die Ableitung
des Teiches bis ins Blocksbad hin geltend, dessen Spiegel um 47 Ceutimeter sank. Ähnliches
wurde 1858 bei den Arbeiten im Lukasbade beobachtet. Die Quellengruppe des Josefs-
berges speist das Kaiserbad, Lnkasbad und Königsbad.
Das Kaiserbad liegt der Südspitze der Margaretheninsel gegenüber am Fuße des
Josefsberges. Seine ersten Baulichkeiten stammen aus der Türkenzeit, doch war sein Wasser
schon unter den Königen aus dem Hause Arpads bekannt. Eine türkische Inschrift, die sich
auf einer Steinplatte neben der Thür des zum Dampfbad führenden Ganges befand,
beweist, daß das jetzige Dampfbad, einst Türkenbad, schon im Jahre 1570 fertig war.
Die Inschrift lautet, nach Vämbery's Übersetzung: „Im Jahre 978 der Flucht Mohameds
(1570 nach Christi Geburt) Großvezier Mustafa Pascha von Sokol. Wenn der an Ehren
reiche Vezier während der Friedenszeit seine Habe auf gute Werke verwendete, so ist das
kein Wunder. Handelte er doch immer nach den Traditionen des Propheten. Er erbaute ein
Bad, dem ähnliches der Himmel noch nicht gesehen. Glücks-Heim (vewlet-^back) ist dessen
Name; es diene als Beispiel." Die Entstehung dieses Bades kündet die Inschrift mit
folgenden Worten: „Mustafa Pascha hat das Bad erbaut, Auf das Jeder mit größtem
Entzücken schaut."
Nach der Vertreibung der Türken ging das Bad von Hand zu Hand. Im Jahre 1806
wurde es Eigenthum des Stesau Marczibäuyi, der es dann den Barmherzigen schenkte,
und im Besitze derselben befindet es sich noch heute. Das Kaiserbad ist ein viereckiger Bau
mit heizbaren Gängen, also ein auch im Winter nutzbares Heilbad. Das Warmwasser-
becken des Dampfbades faßt 50 Kubikmeter Wasser. Das Schwimmbad für Mäuuer hat
einen Flächenraum von 1.860 Quadratmeter und wird nur im Sommer, das gedeckte
Damen-Schwimmbad von 247 783 Quadratmeter auch bei kaltem Wetter benützt.
Bemerkenswerth ist ferner das Schlammbad mit Abtheilungen für Männer und Frauen.
Das Wasser desselben hat eine Temperatur von 40, der Schlamm von 43 bis 44 Grad
Celsius. Zu den Einrichtungen gehören sodann die Spiegel-, Türken- und Wannenbäder,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch