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Später, als die ungarischen Könige wegen der Türkeugefahr vom ganzen Lande höchstens
Preßburg besuchten, hörte dieses herzliche Verhältniß zwischen Herrscher und Volk auf.
Als dann das Land frei wurde und in Ofen ein neuer Königspalast erstand, konnte sich
die Rakosgegeud wiederum königlicher Gäste rühmen. Maria Theresia beehrte zur Zeit des
1751er Reichstages das Grafsalkovich'sche Schloß zu Gödöllö mit ihrem Besuche, Kaiser
Joseph war bei den Waffennbnngen im Rakosfelde bei Gideon Näday in Peezel zu Gaste.
Als durch deu 1867er Ausgleich das Verhältniß der Nation zur Dynastie endgiltig
geordnet wurde, sorgten die leitenden Männer der ungarischen Politik auch dafür, daß
der Herrscher außerhalb Ofeus, wo der Pomp des Hofes und königliche Sorgen auf ihm
lasten, ein Plätzchen besitze, nm Mnßestnnden zu verbringen und auch mit dem Volke ohne
Ceremonie und Förmlichkeit in Berührung treten zu können. Deßhalb erwarb der Staat
die Herrschaft Gödöllö und widmete sie der königlichen Familie. Seitdem weilen die
königlichen Majestäten und ihre Kinder alljährlich längere oder kürzere Zeit im alten
Grassalkovich'scheu Schlosse. Ihr Verweilen daselbst ist nicht nur eiu Segen für die
Bevölkerung des Ortes und der Gegend, sondern der ganzen Nation ein Pfand der könig-
lichen Gnade und Liebe. Das ungarische Volk kann seinen König aus der Nähe sehen,
der König kann sich ohne höfischen Zwang der Huldigungen und der Anhänglichkeit seines
Volkes freuen. Deu Park umschließt ein einfaches Lattengitter und eine den Garten durch-
schneidende Straße verbindet die beiden Theile der Gemeinde. Im Parke haben die könig-
lichen Kinder mit den Söhnen des Volkes zusammen gespielt, hier haben sie sich das
magyarische Wort in unverfälschter Echtheit zu eigeu gemacht.
Die wichtigeren Ortschaften der Hügelgegend liegen zum Theil längs der Thäler
des Näkosbaches und der Galga, die nnr durch eine unbedeutende Wasserscheide getreuut
siud. Diese für gauz Uugaru so hochwichtige natürliche Verkehrslinie war früher dnrch die
Pest-Hatvaner Landstraße bezeichnet; seit 1866 geht dort die Pest-Hatvan Losonezer
Eisenbahn. Die andern liegen im Norden der Hauptstadt, längs des Waitzner Straßen-
zuges uud am östlichen Abhang der Hügelgegend.
Bei der Ansfahrt aus dem Ceutralbahuhof verrathen gegen Norden nur die zahl-
reichen einander durchschneidenden Eisenbahnlinien die unmittelbare Nähe eines großen
Culturmittelpuuktes; im übrigen hat der Räkos gerade auf diesem Fleck seinen Pnszten-
charakter behalten. Zwischen Sümpfen und Schottergruben erblickt man hier und da Saaten
und Gemüsegärten. Südwärts dagegen folgt längs der Eisenbahn und des Näkosbaches
eine dichte Reihe von Ortschaften. Näkos-Keresztnr ist eine wohlgebaute Ansiedluug
vou Dentschen und Slovaken und beginnt nnr dnrch den Aufenthalt zahlreicher Bndapester
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch