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und Laxeuburg es bei Wien sind. Die Administrativ» des Schlosses und Parkes wnrde
1869 dem Obersthofmeisteramt Seiner Majestät übertragen.
Die Ausdehnung der ganzen Domäne beträgt 32.000 Joch, davon drei Fünftel
Wald, zwei Fünftel Wirthschaftsland. Der etwa 200 Joch große Park mit seinen herrlichen
Banmgrnppen, dem frischen Grün seines Rasens und den schattigen Kiosken wird in
echt königlicher Weise gehalten und ist einer der schönsten, bestgepflegten Punkte der
Umgebunge» der Hauptstadt.
Wenn die Majestäten hier weile», pflegen sie besonders das Vergnügen des Reitens
und der Jagd. Die Godöllöer Hirschjagden erfreuen sich eiues alte« Rufes. Der edle
Wildbestand wird auch jetzt erhalten uud im Wiuter gefüttert. Oft verfolgt die Meute das
aufgescheuchte Wild bis an die Donau. Die zahlreiche und vornehme Gesellschaft, an der
die ersten Herrenreiter Ungarns theilzunehmen Pflegen, gewährt in ihrem raschen Dahin-
spreugeu über Büsche und Gräben ein malerisches Bild.
Für die Ortschaft selbst hat seit dem Aufenthalt der königlichen Familie eine nene
Ära begonnen. Der kleine stille Marktflecken ist nnn im ganzen Land berühmt. Sämmtliche
Arbeitskräfte der Gegend finden im königlichen Haushalt oder im Park Beschäftigung;
die Armen werden mit reichen Gaben betheilt, besonders zn Weihnachten, wo die königliche
Gnade auch die Verlassensten ansznsnchen pflegt. Die Gemeinde wächst zusehends und hat
schon 5000 Einwohner, meist Resormirte. Auch die alten deutschen Colonisten sind heute
Uugaru. Zu Tausenden kvmmen die Ausflügler, zu Hunderten die Sommerparteien.
Viele Pester Familien haben sich schon Villen gebaut, im Orte oder nahe dabei. Mit
dem Verkehr wuchs auch der Bahnhof, in dem besonders ein eleganter Hof-Wartesalon
auffällt.
Eine schöne Ulmen- und Lindenallee führt von Gödöllö ostwärts nach Maria-
Besnyö, dem zweiten bedeutenden Schauplatz Grassalkovich'scheu Schaffens. Hier stand
ehedem eine große, blühende Gemeinde, die aber in der Türkenzeit völlig unterging. Nur
die bemoosten Trümmer ihrer Kirche bezeichneten noch die Stätte. Anton Grassalkovich ließ
dort eine Lorettokapelle errichten und darunter eine Familiengruft anlegen. Eine kleine
Marienstatne, welche nach der Überlieferung ein Arbeiter, in Folge eines Tranmes,
während der Schaufelarbeit gefunden hatte, machte das nene Heiligthnm bald zn einem
wnnderthätigen Wallfahrtsplatz. Kapnziner ließen sich daselbst nieder nnd Besnyö ist bis
auf den heutigen Tag der bedeutendste Gnadenort für die andächtigen Pilger der ganzen
Gegend. Kloster nnd Garten sind schlicht, aber die herrliche Lage zwischen eichenbewaldeten
Bergrücken auf weithin sichtbarem Hügel lockt viele Besucher heran. Gegenwärtig ist
Besnyö als Ort für Ausflüge und Sommersitze bemerkenswerth. Seine Abhänge sind mit
zahlreichen Gärten und Landhäusern geschmückt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch