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Die Eisenbahn nmgeht in gewaltigem Bogen das berühmte Klvster und führt dann
gegen Nordost in engem Thale durch schöne Eichen- und Weißbuchenwälder nach Aßöd.
Diese bedeutende alte Ortschaft liegt nördlich der Galga auf der Abdachung einer Hügelreihe
in anmuthiger Umgebung. Ihren Hauptschmuck bildet das Podmauiczky'sche Schloß aus
dem vorigen Jahrhnndert, jetzt evangelische Mädchen-Erziehuugsaustalt. Die herrschaftliche
Familie hat im verflossenen Jahrhundert hier viele Gewerbsleute, namentlich Schneider
von Lodenmänteln angesiedelt. Die evangelische Kirche erhält auch ein Untergymnasium,
das zu seinem größten Stolze auch Alexander Petösi (1835 bis 1838) zu seinen Schülern
zählen kann. Ferner besteht hier eine staatliche Besserungsanstalt für sittlich verderbte
Knaben, die wegen ihrer Jugend nur zu einjähriger Strafe verurtheilt wurden. Das
Gebäude der Besserungsanstalt war früher eine Zuckerfabrik. Von Aßöd ist noch zu
erwähnen, daß dort zur Zeit Kaiser Josephs der erste Versuch gemacht wurde, die Juden
an den Ackerbau zu gewöhnen.
Weiter gegen Osten hören die Hügel auf uud die Gegend uimmt völlig den Alföld-
Charakter an. Unter den Ortschaften an der Eisenbahn ist die größte Tnra, südlich der
Bahnlinie, mit 4000 Einwohnern. Im Juli 1849 faud hier eine blutige Schlacht gegen
die Russen statt. Jenseits des Ortes erblickt man anf einer Höhe das große, hochgethürmte
Schoßberger'sche Schloß.
An der Südseite des Ostbahnhofes der königlich-ungarischen Staatsbahn, am
äußeren Ende der Kerepeserstraße beginnt die 1888 erbaute Cziukotaer Vicinalbahu. In
dieser Nichtuug wächst die Hauptstadt am schnellsten weiter und hier ist es auch am augen-
fälligsten, wie die Hauptstadt und ihre Umgegend mit einander verschmelzen. Der Boden
längs der Eisenbahnen und Landstraßen ist vielfach schon in Hausstellen abgetheilt, auf
denen sich Landhäuser in hübschen Gärten erheben. So bemächtigt sich des sandigen Land-
strichs, auf dem mau früher meist nur Anlagen von Milchmeieru und Gärtnern sah, immer
mehr die hauptstädtische Bürgerschaft, insbesondere die Beamtenclasse, und findet dort
billigere Wohnungen nebst besserer Luft als im Innern der Stadt. Diese unaufhörliche
Bauthätigkeit hat bereits ein förmliches Paradies geschaffen, wo einst die Sandwüste
des Räkos sich dehnte, noch vor sechzig Jahren eine vom damaligen Eude der Stadt so
entfernte Gegend, daß selbst der sanguinischeste Prophet nicht gehofft hätte, diese Wüstenei
dereinst einen Theil der eigentlichen Stadt bilden zu sehen.
Das am Räkosbach gelegene und noch zur Hauptstadt gehörige Rakvsfalva ist
die erste größere Station in der Richtnng nach Czinkota. Es hat sich durch die große
Nähe der Hauptstadt außerordentlich rasch entwickelt. Nördlich von dieser Eolonie zeigt
der Räkos noch am unverfälschtesten seinen ursprünglichen Charakter, mit Sandhügeln,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch