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Marmor, darunter die kolossale sitzende Figur des Engels der Auferstehung. Drei dieser
Bildwerke sind vom trefflichen Canova-Schüler Tenerani. Der reiche Bilderschmuck der
Kirche, Fresken und Altarblätter rührt von Karl von Blaas her, die 9 Fuß hohe
Bronzefigur auf dem Giebel zwischen den Westthürmen von Fernkorn. Neben der Kirche
steht die Schule, ihr gegenüber die durch barmherzige Schwestern geleitete, mit entsprechen-
dem Garten versehene Kinderbewahranstalt.
Nördlich und östlich von Föth erheben sich weingesegnete Hügel. Hier hatte Andreas
Fäy, dieser Patriarch der ungarischen Literatur, seinen Weingarten, in dem der Sänger
des Nationalliedes „Szözat" (Aufruf), Michael Vörösmarty, sein berühmtes „Fother
Lied" (lotki äal) zuerst vorlas. Das fünfzigjährige Jubelfest dieses begeisterten Wein- und
Vaterlandsliedes wurde am 19. Oktober 1892 von der ganzsn Gegend festlich begangen,
so daß man sich in ein idyllischeres Zeitalter versetzt glauben konnte.
Die Ortschaft selbst mit ihren wohlhabenden, fleißigen Bewohnern und den hübschen
Häusern, in deren Verzierungen hier und da die dekorativen Anregungen der nahen Kirche
fühlbar werden, macht eine sehr angenehme Wirkung. Die Fother Landwirthe befassen
sich hauptsächlich mit der Gemüse- und Melonencultur und sind den ganzen Sommer
so zu sagen unterwegs nach Budapest und zurück. Die Herrschaft, deren gegenwärtiger
Besitzer Graf Alexander Kärolyi ist, verdient auch wegen ihrer Musterwirthschaft alles
Lob. Der Boden ist wohl sandig, doch trotzdem besonders für Korn geeignet. Neuerer
Zeit werden in den sandigeren Partien immer mehr Weinreben gepflanzt.
Wie in der Umgegend von Budapest, so reicht auch nördlich deßelben am Fuß der
Hügel der Sand bis an die Donau. Nordwestlich von Föth liegt die Nagygöder Puszta,
die als militärischer Manöverplatz an die Stelle des Räkos getreten ist. Die Gegend von
Göd ist sehr quellenreich und diese Quellen sollten nach der Ansicht des Professors Joseph
Szabö das eudgiltige große Wasserwerk der Hauptstadt speisen. Hier ist das Land schon
welliger, hügeliger uud Göd ist zum großen Theil schon mit Wald bepflanzt. Südlich
anstoßend liegt die der Fother Herrschaft zugehörige Käpoßtäsmegyerer Puszta, wo
gegenwärtig die Röhren der Pester Wasserleitung gelegt werden. In der Nähe der Donau
hat eiu Engländer einen Trainiruugsplatz für Pferde eingerichtet. Im Meierhof, dem
Hause des Verwalters gegenüber, hat Ihre Majestät ein Jagdhaus erbauen lassen. Auf
der benachbarten Alager Puszta, gegen Duuakeßi hin, werden mehrmals im Jahre
Pferderennen abgehalten.
Auch Räkos-Palo ta gehörte und gehört zum größten Theile noch jetzt zur Fother
Herrschaft. Das alte kleine, von resormirten Magyaren bewohnte Dorf hat sich zur großeu,
gut bevölkerten Ortschaft entwickelt, die im Haushalt Budapests eine recht wichtige Rolle
spielt. Es istein HauptnestderKüchengärtnerei; diePalotaerObst-und Gemüseverkäuferinnen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch