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hätte über das Niveau der Urproduktion erheben nnd zur Betheiligung an seinem eigenen
bewegteren industriellen und commerciellen Leben heranziehen können. Alles in Allein
bot es, als stärkster Consnment der Gegend, den kleineren Nachbargemeinden einen
einträglichen Markt für ihre Erzeugnisse; sein kultureller Einfluß, und zwar namentlich
im Hinblick auf nationale Cultur, kouute bei den kleineren Nachbarn nur in geringem
Maße fühlbar sein, insofern ja vor 1848 noch nicht Budapest, dieser wirkliche Mittel-
punkt des Landes, sondern das an der Landesgrenze gelegene Preßburg der Hauptsitz
des politischen Lebens war.
Der wirkliche Aufschwung Budapests uud seine stürmische Entwicklung auf sämmt-
lichen Gebieten beginnt erst mit dem Anbrechen jener nenesten Ära, die dnrch die letzte
Königskrönung eröffnet wurde; dieser Zeitraum aber ist verhältnißmäßig so kurz, daß die
Hauptstadt seitdem kaum in der Lage war mehr zu thun, als den Anstoß zu geben zu
jenem umgestaltenden Proceß, welchen Wie», Berlin uud andere große Städte schon seit
langer Zeit und in systematischer Weise auf ihre Nachbarbezirke ausübe».
Daraus erklärt sich die auffalleude Erscheiuuug, daß, während man die Großstädte
des Auslandes von ganzen Schwärmen größerer und kleinerer Städte wie von Vorstädten
umgebeil sieht, iu denen größtentheils eine gewerbe- und handeltreibende Bevölkerung
wohnt, dagegen im Umkreise der ungarischen Hauptstadt bisher fast gar keine derartigen
Vororte entstanden sind. In der That bilden Nen-Pest und Erzfebetfalva, die erst vor
nicht langer Zeit auf der Pester Seite angelegt wurden und sich so rasch entwickeln, die
einzigen Ausnahmen.
Geographisch genommen, zerfällt das Gebiet des Ofner Ufers in drei abgesonderte
Theile, die durch das Vörösvärer nnd das Bndaörser Thal von einander getrennt sind.
Nördlich von dem eigentlichen Ofner Gebirge liegt, von diesem durch das breite Vörösvärer
Thal abgeschnitten, eine weniger umfangreiche, aber nicht minder hohe Berggrnppe, deren
langer, von Nordwest nach Südost streichender Grat dnrch seinen ausfallend scharfen
Kamm die Aufmerksamkeit des Beschauers schou aus größerer Entfernung erregt. Diese
kleine, aber interessante Berggrnppe, die sich zwischen Bekasmegyer, Üröm, Esobänka und
Pomäz erhebt, heißt nach ihrem höchsten Gipfel die Berggruppe des Nagy-Kevely.
Dieser Name, obgleich durch die deutsche» Bewohner der Gegend in „Giebel" verändert,
ist eine nralte magyarische Benennung, die schon in alten Urkunden vorkommt und an die
sich das Andenken so manches historischen Ereignisses knüpft. Auch an den östlichen
Abhängen der Kevelygrnppe, gegen Kalaz hin, wurden allerlei Alterthümer zu Tage
gefördert, von den Höhlen des Nagy- und Kis-Kevely aber weiß der Volksmnnd gar
manche alte Sage zn berichten. Die einst so üppigen Weinberge ans de» Lehnen der beiden
Kevelyberge sind spnrlos verschwunden und blos das treffliche Bangestein bietet heute
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch