Seite - 541 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (3), Band 12
Bild der Seite - 541 -
Text der Seite - 541 -
541
Der Weinbau hat vorderhand gänzlich aufgehört. Der Ofner Wein war von
Urzeiten an einer der besten Weine Ungarns und als seine besten Sorten waren der
Adlersberger, Blocksberger, Sonnenberger, Rochusberger, Matthiasberger, Goldberger,
Brüderberger, Bnrgerberger und Josephsberger anerkannt. Das Erträgniß dessen, was
heute in der Umgebung der Hauptstadt an amerikanischen Reben gepflanzt ist, kann sich
weder au Menge, noch an Beschaffenheit mit den früheren Ofner Lagen messen. Ehemals
waren die schwarze Kadarka (Spalter), die den besten Rothwein lieferte, die rothe Dinka'
(Rosentraube), die MnSkatellertranbe nnd der Höniglicher die beliebtesten Tranbensorten
und es wuchsen allein im Gebiete der Stadt jährlich über 150.000 Eimer Wein. Die
Gemeinden der Umgegend erzielten mehr als das Zehnfache davon; besonders waren
Promontor, Nagy- und Kis-Teteny, Bndaörs, Dios, Bia und Bekäsmegyer reich an
Wein. Die Obstzucht aber ist auch jetzt noch von Bedeutung. In den Ofner Bergen wächst
viel nnd edles Obst; das meiste ist freilich nur gewöhnliches Obst und darum muß der
Markt der Hauptstadt namentlich die edleren Obstgattnngen aus entferntere» Gegenden
beziehen. Die Gemeinde«, welche das meiste Obst erzeugen, sind Bndakeszi, Bndaörs,
Solymär, Nagy-Koväcsi, Vörösvär, Torbägy, Bia, Pomäz und Csobänka.
Geschichtlich reicht die Umgegend der Hauptstadt weit iu die Vergaugeuheit zurück.
Einzelner Ortschaften geschieht schon im XII. und XIII. Jahrhundert Erwähnung. Solymär,
Török-Bälint, Pomäz und andere Gemeinden spielten im XV. und XVI. Jahrhnndert oft
eine Rolle und gelaugten sogar zu einiger Wichtigkeit. Die Türkenherrschaft machte der
frühereu Blüte ein Ende und verwandelte die Umgebuugeu der Hauptstadt in eine Wüstenei.
Die alten Gemeinden gingen sämmtlich zu Grunde, die Gegend wurde entvölkert. Die der
Hauptstadt zunächst liegenden bewohnten Orte waren Tinnye, Tök, Päty und Bia. Unter
Karl VI. wurden die ersten Schritte gethan, um die Gegend neuerlich zu besiedeln. Die
Hofkammer berief von auswärts süddeutsche und österreichische (schwäbische) Bewohner
katholischen Bekenntnisses. Außer der Kammer wirkten auch die Magnaten nnd Klöster
bei der Besiedlung mit; Prinz Engen von Savoyen colonisirte Promontor, die Grafen
Zichy die Gemeinden Bndaörs, Bndakeszi, Svlymar und Bekäsmegyer, die Familie
Sznnyogh die Gemeinde Hidegknt. Zu derselben Zeit wurden Nagy-Koväcsi, Szent-
Jväu, Telki, Jeuö, Torbagy und Borosjenö mit deutschen, Pilis-Csaba mit slovakischen
Einwohnern bevölkert. Die Ansiedler, welche sechsjährige Steuerfreiheit genossen,
waren ohne Ausnahme Ackerbaueru. Alsbald ging auf den brachliegenden Feldern iu der
Umgebung der Hauptstadt ein intelligentes Wirthschaften an uud der Weinbau gelangte
zur Blüte. Die der Hauptstadt benachbarten Gemeinden bevölkerten sich größtentheils
durch nichtmagyarische Zuflüsse uud dieses buntscheckige Bölkergemisch, iu dem fast alle
Natioualitäteu nnd Bekenntnisse des Landes vorkamen, trng in nicht geringem Maße
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch