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dazu bei, daß Budapest und naiueutlich Ofeu sv lauge mehr eine deutsche als eine
ungarische Stadt war.
Noch jetzt ist die Bevölkerung in der Umgegend der Hauptstadt, auf der Osuer Seite,
zniu großen Theil sprachfremd und unter den nächstgelegenen Gemeinden gibt es nur
wenige von rein magyarischer Bevölkerung. Indeß macht sich jetzt auch schon in dieser
Beziehung nach und nach ein Umschwung geltend und selbst in den 29 Gemeinden, die im
' Kreise um Ofen her liegen, zeigt sich immer mehr der natürliche Einfluß eines in mächtigem
Aufschwung begriffenen nationalen und staatlichen Lebens; in den letzten zehn Jahren hat
sich die Bevölkerungsziffer dieser Gemeinden zusammen um fünfzehn Percent gehoben und
beträgt heute in runder Zahl 60.000 Köpfe; unter diesen aber sind etwa ein Viertheil
Magyaren, während die Mehrheit aus Deutschen und zum Theil aus Serbe» und Slovaken
besteht, deren Zahl übrigens im letzten Jahrzehnt sehr zurückgegangen ist. Rein magyarische
Gemeinden gibt es in dieser Gegend mrr drei: Päty, Bia und Tök. In ansehnlicher
Zahl wohnen ferner die Magyaren in Pomaz, Erd, Promontor und Teteny. In den
Gemeinden Üröm, Bekäsmegyer, Borosjenö, Diös, Szent-Jvan und noch anderen ist die
große Mehrheit der Bevölkerung deutsch. Von den übrigen Nationalitäten wohnen die
meisten Serben in Erd, Pomäz, Kaläz und Csobänka, die meisten Slovaken in Sösknt,
Tärnok, Erd, Pilis-Csaba, Pomäz und Csobänka, die absolute Mehrheit jedoch haben sie
nirgends.
Der Umstand, daß Budapest selbst sich erst seit einigen Jahrzehnten in die Reihe
der Großstädte erhoben hat, ist auch die Ursache, warum die Ortschaften in der Umgebung
der Hauptstadt sich ihres urwüchsigen dörflichen Charakters bis auf den heutigen Tag
noch nicht entäußert haben. Noch immer bildet überall der Ackerbau die Hauptbeschäftigung
der Bevölkerung; einen einigermaßen industriellen Charakter' haben Promontor und
Albertfalva. Budapest hat keine solchen Vororte wie Wien und jede audere Hauptstadt;
die Gemeinden sind meistentheils so klein, daß selbst die größten (Promontor nnd
Bndaörs) nur 5.000 Einwohner haben; dann folgen Bndakeszi mit 3.600, Pomäz mit
3.500, Erd mit 3.400 und Vörösvär mit 3.000 Einwohnern; die übrigen Ortschaften
sind noch kleiner. Der Zustand von Zurückgebliebeuheit, der sich auf dem Gebiete der
materiellen Cultur fühlbar macht, rührt hauptsächlich von der mangelhaften Verbindung
mit der Hauptstadt her; bis zum Jahre 1888, als Bekäsmegyer, Kaläz und Pomäz eine
directe Eisenbahnverbindung mit der Hauptstadt erhielten, hatten gegen Süden mir
Promontor, Tettny, Erd und Tärnok, gegen Westen nur Bia-Torbägy, Török-Bäliut
und Bndaörs einen Eisenbahnverkehr, dessen sich übrigens Bndaörs selbst jetzt noch kanm
bedient, da man von dort aus zu Wagen, ja sogar zu Fnße schneller nach der Hauptstadt
gelangt, als mittelst des großen Umweges der Eisenbahn. Die nördlichen und westlichen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch