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daselbst noch jetzt große Mengen von Wein eingelagert halten. Neben dem Weinhandel
werden auch Bierbrauerei und Champagnerfabrikation im Großen betrieben. Interessant
ist ferner die bauliche Anlage Promontors. Die meisten Häuser, ja ganze Straßen sind
in den Cerithiumkalk eingeschnitten und nur die rauchenden Schornsteine, zwischen denen
man ungehindert umhergeht, ragen über die Bodenfläche hervor. Der Kalkstein ist so
zusammenhängend und fest, daß die so ausgehöhlte» Wohnungen ohne jedes Gewölbe
oder sonstige banliche Nachhilfe verwendbar sind und, bei der großen Trockenheit des
Gesteins, auch der Gesundheit keinerlei Schaden bringen.
Teteny, Diös und Erd waren gleichfalls Weinbauer-Gemeinden; das herrschaftliche
Schloß iu Teteny wurde durch Baron Georg Szaraz erbaut uud befand sich nachmals
im Besitze jenes Zweiges der Familie Horväth von Szentgyörgy, der in den gräflichen
Stand erhoben ward und den Namen Hngonnay annahm. Heute ist es verpachtet.
Ei» schönes Schloß steht auch zu Erd, das einst dem Barou Simon Sina gehörte und
später an die Grafen Wimpffen fiel. Erd und das beuachbarte Batta sind auf klassischem
Boden erbaut. Das steile Donau-Ufer der beiden Gemeinden weist über hundert Hügel
auf (Szazhalom — hundert Hügel), aus denen im Jahre 1876, als in Budapest der
Congreß der Archäologen und Anthropologen tagte, zahllose urzeitliche Gerippe und
Alterthümer zu Tage gefördert und als Zeugnisse der vorgeschichtlichen Besiedelnng
dieser Gegend gewürdigt wurden. Überdies kamen auch zahlreiche römische Alterthümer
zum Vorschein, darunter Spuren eines Bades, eines Castrnms uud verschiedener anderer
Gebäude. Die Geschichte thut dieser Gegend häufig Erwähnung. Hier bewerkstelligten,
der Sage nach, die Hunnen ihren Donan-Übergang. Hier fanden später heftige Kämpfe
gegen die Türken statt. Hier besiegte Herzog Karl von Lothringen am L3. Juli 1684
das von Snlejman Pascha befehligte türkische Heer. Zur Erinnerung an die Tage der
einstigen Türkenherrschaft ist hier noch jetzt ein kleines türkisches Minaret wohlerhalteu
zu sehen.
Auch au Török-Bäliut, diese beliebte Sommerfrische, knüpfen sich geschichtliche
Erinnerungen. Seiueu Nameu dankt es dem in den „Sieben Thürme»" Co»stantinopels
verschollenen Valentin Török von Enying, dem berühmten Kriegsmann der Könige Johann
und Ferdinand, der den Ort besaß uud iu dessen Gemarkung auch eine Burg ausführen
ließ. Diese wurde durch die Türken verwüstet, bei welcher Gelegenheit auch die Gemeinde
zu Grunde ging. Im XVII. Jahrhundert erstand sie wieder als großes Dorf und nach den
Angaben damaliger Schriftsteller waren auch «och Spuren der eiustigeu Burg erhalten.
Nach der Türkeuzeit gehörte der Ort den Jesuiten bis zur Aufhebung ihres Ordens; dann
ging er auf die Grafen Mailäth, dann ans die Familie Festeties von Degh über nnd in
neuester Zeit gehört sein hübsches Schloß einer Wiener Familie.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch