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Weiter gegen Westen bilden Torbägy, Bia, Söskut nnd Tärnok die Grenze des
Landstrichs, den wir als Ofner Berggegend bezeichnen. Torbägy, das schon bei dem
^non^mus Notarius des Königs Bela erwähnt ist, zeichnet sich durch seine schöne Lage
aus, Bia war der Mittelpunkt des ehemaligen gräflich Sändor'schen Familienbesitzes,
Sösknt ist durch seiue großartigen Steinbrüche berühmt und bei Tärnok siud Alter-
thümer gefunden worden.
Die Gegend von !5>zent Lndre und Oisegräd.
Das Waitzner Knie der Donau umfängt in seinem Verlaufe von Gran bis Szent-
Endre eine Berggegend, die in der Regel P i l i s -Geb i rge oder das Trachytgebirge
an der Douau geuauut wird. Dieses niedrige Gebirge ist das östliche Schlußglied im
Gebirgssystem der Alpen, jedoch nach neuerer geologischer Auffassung bereits ein Theil des
uugarischeu Mittelgebirges. Wohin es also gehört, ist dermalen noch strittig. Jedenfalls
mnß dieser Gebirgsknoten, schon vermöge seiner Lage, als verbindendes Glied zwischen
den Bergen des Landes „jenseits der Donau" und denen des „Oberlandes" betrachtet
werden. Die geologischen Forschungen haben es als zweifellos erwiesen, daß die Trachyt-
gebirge, welche deu Rand beider Donau-Ufer bilden, einst in Verbindung miteinander
gestanden. In jener Urzeit, als ein großer Theil Ungarns noch Meeresboden war, schloß
dieser ausgedehnte Gebirgswall das nördliche kleinere (Preßbnrger) Becken völlig von
dem Binnenmeer ab, welches damals das jetzige große Alföld bedeckte. Ein unendlich
langer Zeitraum mußte verfließen, bis dieses Süßwassermeer das Trachytgebirge durch-
brach nnd aus seinem Bette ostwärts abfließen konnte. Der Vifegräder Strowenge sieht man
es uoch jetzt an, daß sie ganz und gar durch Wasserkraft ausgeuagt worden. Schon bei
Gran beginnt das Donauthal sich zu verengen, doch erstreckt sich die eigentliche Enge,
die eines der schönsten Landschaftsbilder Ungarns gewährt, nur von Dömös bis zum
Anfang der Szent-Endreer Insel. Die Donau drängt sich, sobald sie den „Spitzkopf"
bei Nagy-Maros in kühner Schwenkung nmflossen, auf 400 Meter zusammen,
nachdem sie etwas weiter oben noch zwei Kilometer breit einhergeströmt war. Phantastisch
geformte Felsen steigen auf, von Geröll erfüllte Wasserschluchten senken sich steil zur Donau
hinab, uralte Einsiedlerhöhlen öffnen ihren Schlnnd, anmuthige Dörfer schmiegen sich
in den Schoß dunkler Waldungen: das ist die Schönheit der Visegräder Stromenge.
Unterhalb Visegrads verbreitert sich das Thal, die Donau bildet zwei Arme und
umspannt mit ihnen die 30 Kilometer lange flache Insel von Szent-Endre; links von
dieser beginnt schon die Pester Ebene. Auf dieser Seite ist der lange Grat des Waitzner
Nagyßäl (Naßäl) die letzte größere Erhebung. Am rechten Ufer folgen die Berge dem
Szent Endreer Donau-Arm weiter gegen Süden, werden aber immer niedriger und bei
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch