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deren Glockenfvrm schon von weitem auffällt. Das Gestein des Esöder Berges ist Trachyt,
der sich mit seltener Reinheit in Tafeln theilt und in großen Steinbrüchen zn Tage
gefördert wird. Die hier gewonnenen Gesteinmengen gehen zu Schiffe uach Budapest, wo
sie zur Straßenpflasterung dienen.
Noch etwas weiter hinauf trifft man das nördliche Ende des Gebirges, und zwar,
wo der Szeut-Eudreer Douau-Arm vom Mutterstrome abzweigt. Hier beginnt die Szent-
Endre er Insel, deren südliches Ende bis zur Gemarkung von Bekas-Megyer hinabreicht.
Früher nannte man sie „Orosz-Sziget" (Russeninsel) und das Andenken der ehemaligen
„russischen" Bewohner der Insel hat sich bis anf unsere Zeit in dem Namen der Ortschaft
Kis-Oroszi erhalte». Die Einwohner selbst haben sich längst magyarisirt, sowohl in
Kis-Oroszi, als auch in den drei anderen Ortschaften der Insel: Tötsaln, Pöcsmegyer
und Sziget-Monostor. Früher gab es noch mehr Ortschaften anf der Insel, aber die
Türkenherrschaft hat sie vernichtet. In Urkunden von 1690 kommen Bulgar, Värad,
Szent-Pöter, Torda uud Tahi fchou als verödete Plätze vor. Erhalten ist hente nnr
noch der Name Tahi, im Weiler Pnszta-Tahi des jenseitigen Ufers, und von Szent-Peter
spricht eine Kirchenruine in der Nähe der Ziegeninsel (kecLke-s^iZet). Der bestbevölkerte
Ort ist Tötsalu mit 2000 Einwohnern. Bei Sziget-Monostor liegt die königliche
Fasanerie, die sammt der Horanyi-Esärda einen beliebten Ausflugsort der Einwohner von
Szent-Endre und Waitzen bildet.
Oberhalb der Szeut-Eudreer Insel, wo das Thal der vereinigten Donan nach
Süden abschwenkt, erheben sich die großartigen Trümmer der Burg Bise grad. Es gibt
wohl im ganzen Lande keine schöner gelegene Burg uud gewiß keine, der eine Vergangen-
heit von so viel Ruhm und Glanz zntheil geworden. Die Ruine besteht ans der 328 Meter
hoch gelegenen Citadelle, dem am Donau-User stehenden Salomonsthurm, der diese beiden
verbindenden langen Mauer uud dem heute einsam im Walde stehenden Hauptthor; all
das gibt wohl nur noch ein lückenhaftes Bild von der einstigen Ausdehnung und Pracht
der Burg, es reicht aber aus, um Visegräd auch so als eine der merkwürdigsten Burgen
Ungarns erscheinen zu lassen. Schon die Römer hatten hier eine Niederlassung, welche
Las t rum aä lZereuIem hieß; man fand ihre Spuren in dem nördlich vom Salomons-
thurm aufgefundenen römischen Begräbnißplatz, sowie in zahlreichen römischen Ziegeln
und Steinen. Wann die Burg zum erstenmal erbaut wurde, darüber gehen die Meinungen
auseinander. Ihr Name zeigt, daß sie schon vor der Einwanderung der Magyaren, zur
Zeit der Slaven vorhanden war. Indeß ist sie wahrscheinlich unter den ersten Königen
aus dem Hause Ärpäds zerstört worden. Sicher ist, daß die Stadt Visegräd schon zur
Zeit Stephans des Heiligen bestand. Um 1056 baute hier Andreas I. ein Kloster für die
griechischen Bafilianermönche, denen im Jahre 1221 Mönche des lateinischen Ritus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch