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folgten; noch später übergab Bela I V. das Kloster den Benedictinern. Ans der Zeit Belas IV".
stammt anch die heutige Burg. Als nämlich die Tataren anch die Stadt Visegräd zerstört
hatten, ließ Bela gegen diese Angriffe, die sich ja wiederholen konnten, auf dem Vifegräder
Berge die später so berühmt gewordene Burg erbauen. Ihr ursprünglicher Zweck war,
den aus der Margaretheninsel befindlichen Witwen, Waisen und Nonnen bei ferneren
Einfällen der Mongolen ein Asyl zu biete», und die Königin Maria opferte zu diesem
Zwecke ihre Schmucksachen und Kostbarkeiten. Im Jahre 1259 schenkte König Bela die
Bnrg, sammt dem Piliser Wald und dem gleichnamigen Comitat, seiner Gemalin. Wahr-
scheinlich zu dieser Zeit, gewiß aber im Laufe des XIII. Jahrhunderts, wurde am Donau-
llfer der sogenannte Sa lomons thn rm erbaut, der niemals, wie die Sage geht, dem
König Salomon als Kerker gedient hat, sondern erst viel später seine jetzige volkstümliche
Benennung erhielt.
Die Glanzzeit Visegräds fiel in die Regierung Karl Roberts. Dieser König weilte
gern auf Burg Visegräd. Dreimal beging er dort seine Hochzeitsfeier (mit Maria, Beatrix
und Elisabeth), und dort wurde ihm am 5. März 1326 sein Sohn Lndwig, der spätere
große Köuig, geboren. Visegräd wurde der Schauplatz von großartigen Festen, deren
Widerhall durch das ganze Land ging. So manches gekrönte Haupt war hier zu Gaste:
Cafimir, König von Polen, der Sohn des Böhmerköuigs Johann, der spätere Kaiser
Karl IV. und Stephan, König von Bosnien. Sie wurden mit märchenhaftem Prunk und
Glanz empfangen und der Ruf dieser Feste ging sogar weit über die Grenzen des Landes
hinans. In Visegräd ereignete sich jedoch anch die schreckliche Tragödie der Klara Zäch.
Das herrliche Mädchen, eine der Palastdamen, ward das Opfer Casimirs von Polen,
jüngeren Bruders der Königin. Der Vater des unglücklichen Mädchens, Felician Zäch,
früher Palatin des Matthäus Csäk, draug — in dem Wahne, die Königin wäre an der
abscheulichen That betheiligt, — mit gezücktem Schwert iu das in der uuteru Burg
gelegene königliche Schloß, wo er den König mit seiner Familie bei Tische traf
(18. April 1330). In blinder Wuth warf er sich auf die Königin und hieb ihr von der
rechten Haud, die sie zur Abwehr erhoben, vier Finger ab; dann stürzte er sich auf die
köuiglicheu Kinder, konnte aber nur die beiden Erzieher verwunden, welche die Prinzen
mit dem eigenen Körper deckten. Auf das Getöse eilte das Hofgesinde herbei und metzelte
den Tobenden nieder. Dieser schrecklichen Blutthat folgte eine noch gräßlichere Rache.
Im grausamen Sinn des römischen Rechts ließ man für die That des Vaters die
unschuldigen Kinder eines schrecklichen Todes sterben, ja sogar „das ganze Geschlecht",
wie es Johauu Arauy auf geschichtlicher Grundlage, aber in dichterischer Form so
ergreifend besungen hat. Karl Robert blieb auch nach diesem traurigen Fall, der auf
ihu eiueu düsteru Schatten wirft, der Wohlthäter Visegräds und wurde als er 1342
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (3), Band 12
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (3)
- Band
- 12
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1893
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.49 x 21.91 cm
- Seiten
- 626
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch